Lebenslauf
Nach dem frühen Tod des Vaters, eines Landwirts, zog Wilhelm Paasches Mutter nach dem Verkauf des Hofes nach Vacha in Thüringen. 1931 gründete Paasche die erste Ortsgruppe des Nationalsozialistischen Schülerbundes (NSS) im Kreis Eisenach und wurde dort und im Kreis Sonneberg Unterbannführer. Im März 1933 trat er in die NSDAP ein und kam zur Unterabteilung Ostland des Amtes für Agrarpolitik bei der Reichsleitung der Partei in München. Außerdem engagierte er sich in der Reichsjugendführung der NSDAP, dem SA-Studentensturm sowie dem Nationalsozialistischen Studentenbund (NSDStB). In Königsberg leitete er das Hauptamt für Grenz- und Auslandsarbeit der Universität, ab 1936 im Kreis Preußisch Eylau das NS-Kreisschulungsamt sowie später das Kreisamt für Kommunalpolitik. 1938 erfolgte seine Ernennung zum Leiter der Organisationsstelle der Reichsstudentenführung der NSDAP in München.
Während seines Einsatzes als Offizier im Zweiten Weltkrieg wurde Paasche mehrfach verwundet. Am 28.05.1944 heiratete er Dora Kehler und bekam mit ihr einen Sohn. Nach seiner Entlassung aus dem aktiven Dienst fand der Regierungsrat am 20.04.1945 im Kreis Stormarn Verwendung als Verwaltungsjurist. Als Landrat Rolf Carls bei dem Bombenangriff auf Bad Oldesloe, dem Kreissitz, am 24.04.1945 starb und sein Nachfolger kurz darauf von der britischen Militärregierung entlassen wurde, erfolgte Paasches Einsetzung als kommissarischer Landrat. Seine NS-Vergangenheit hatte er bis auf seinen Eintritt in die NSDAP zuvor verschwiegen. Im Landkreis mit dem höchsten Flüchtlingsanteil in Schleswig-Holstein gehörte die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Bekleidung und Wohnraum zu seinen dringlichsten Aufgaben in der frühen Nachkriegszeit.
Nach seiner Entlassung leugnete Paasche weiterhin seine Involvierung in das NS-System, wurde jedoch 1948 im Entnazifizierungsverfahren aufgrund fehlenden Belastungsmaterials entlastet. Eine Wiedereinstellung in der Kreisverwaltung blieb ihm aufgrund der Nichtanerkennung des Beamtenstatus‘ verwehrt. So engagierte er sich bereits ab 1950 im neu gegründeten Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten: Kreisverband Stormarn und saß von 1951 bis 1953 als dessen Abgeordneter im Kreistag, zeitweilig auch im Kreisausschuss.
Als Oberkreisdirektor des Kreises Lüchow-Dannenberg setzte er sich sowohl für die Wirtschaftsförderung des Wendlands als auch für den Erhalt der dortigen Siedlungslandschaft ein. Der Sportflieger unterstützte den Bau eines kleinen Verkehrsflugplatzes in Rehbeck im Zonenrandgebiet und gehörte 1972 zu den Gründern des Rotary-Clubs in Lüchow.
Nach seiner Pensionierung hielt Paasche sich vor allem auf seiner Ranch in British Columbia in Kanada auf. Bereits seit den frühen 1950er-Jahren besuchte der passionierte Jäger wiederholt Afrika, wo er 1997 in Namibia verstarb.