Lebenslauf
Wilhelm Lehmann kam 1885 mit seiner Mutter aus Venezuela nach Hamburg. 1890 zog die Familie nach Wandsbek in ein Haus, dessen Garten seine Liebe zur Natur prägte.
1906-1912 war Lehmann ein erstes Mal verheiratet, nach der Scheidung ging er 1913 eine zweite Ehe ein. Seit 1923 lebte die Familie in Eckernförde.
Bereits während des Studiums in Berlin hatte er den Lektor des S. Fischer-Verlags Moritz Heimann kennengelernt und erste Gedichte veröffentlicht. 1917 erschien sein erster Roman "Der Bilderstürmer", der ebenso wie "Weingott“ (1921) deutlich autobiografische Züge trug. Bereits mit seiner frühen, in symbolreicher Sprache geschriebenen Prosa begründete Lehmann eine naturmythische Stilrichtung.
Seinem Einsatz als Landsturmmann 1917 entzog sich Wilhelm Lehmann noch kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs, indem er desertierte. Anschließend verbrachte er ein Jahr in englischer Kriegsgefangenschaft. Seine Kriegserlebnisse verarbeitete er 1925-1927 in "Der Überläufer", der aufgrund der Brisanz des Themas jedoch erst 1962 im Rahmen einer Gesamtausgabe publiziert wurde.
Die Befürchtung, als ehemaliger Deserteur seinen Beamtenstatus zu verlieren, bewog Wilhelm Lehmann dazu, am 01.05.1933 in die NSDAP einzutreten. 1935 erschien sein Gedichtband "Antwort des Schweigens", dessen Beschwörung der ewig gültigen Natur als innere Emigration gedeutet wird.
Ab 1946 veröffentlichte Lehmann, der nach dem Zweiten Weltkrieg nur einem kurzzeitigen Publikationsverbot unterlag, zahlreiche Essays, Gedichte und autobiografische Texte in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien.
Sein wachsendes literarisches Ansehen spiegelte sich darin, dass er im folgenden Jahrzehnt zum Mitglied der Darmstädter Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ernannt, in die Bayerische Akademie der schönen Künste aufgenommen, zum korrespondierenden Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur gewählt wurde und dem deutschen PEN-Club angehörte. Ab 1957 war er Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg.
In seinem 1952 herausgebrachten Buch "Mühe des Anfangs. Biographische Aufzeichnung" finden sich Spuren seiner Kindheit in Wandsbek. Diesem folgten bis Mitte der 1960er-Jahre ein Roman sowie mehrere Bände mit Gedichten und Erzählungen, die auf einer genauen Naturbeobachtung beruhten und die zeitlose Symbiose von Mensch und Natur betonten. In zahlreichen Vorträgen und Essays setzte er sich u. a. mit dem Wesen der Poesie auseinander.