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Wennemar Haarmann

Wennemar Haarmann war Verwaltungsjurist und von 1957 bis 1975 Landrat des Kreises Stormarn.

Ausbildung

Wennemar Haarmann besuchte nach anfänglichem Privatunterricht eine Privatschule in Hagen und danach das Städtische Gymnasium, das er mit ausgezeichnetem Abitur im März 1932 verließ. Anschließend folgte ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Heidelberg, Leipzig und Münster. Im Dezember 1935 bestand er die Erste juristische Staatsprüfung, im Juli 1943 dann die Große juristische Staatsprüfung. Dazwischen promovierte er 1941 in Heidelberg mit „cum laude“ zum Thema „Beschäftigungsgebote und -verbote“. Zuvor war er ab April 1936 als Gerichtsreferendar in Hamm/Westfalen tätig, mit Unterbrechung durch den Wehrdienst von November 1936 bis Juli 1938.

Beruflicher Werdegang

Seine Stelle als Assessor bei der Preußischen Bau- und Finanzdirektion von November 1943 bis Mai 1945 konnte Haarmann aufgrund seines Einsatzes im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) nicht ausüben.

Im Juni 1945 fand er eine Anstellung im städtischen Wohnungsamt Hagen. Im Mai 1947 erfolgte mit Berufung in das Beamtenverhältnis seine Ernennung zum Rechtsrat und im November 1948 der Wechsel in das Rechtsamt der Stadt. Ab Juni 1950 wirkte er als Stadtdirektor in Lüdenscheid und wurde zum Landesverwaltungsgerichtsrat ernannt.

Am 26.08.1957 übernahm Haarmann das Amt des Landrats des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe. Nach seinem Ausscheiden am 25.08.1975 war er noch einige Jahre als Rechtsanwalt in Bad Oldesloe tätig.

Lebenslauf

Als Sohn eines vermögenden Amtsrichters genoss Haarmann eine gute Ausbildung. Während seiner Studentenzeit engagierte er sich in der Studentenverbindung „Corps Guestphalia Heidelberg“, 1932/33 in dem deutschnational-paramilitärischen Stahlhelm-Studentenring Langemarck. Wegen der Aufnahmesperre der NSDAP trat er im Oktober 1933 zunächst in die SA ein und wurde Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Studentenschaft und weiterer NS-Organisationen. 1938 erfolgte seine Aufnahme in die NSDAP. Trotz dieser Mitgliedschaften wurde er 1946 als unbelastet eingestuft.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Haarmann dem 1. Flak-Regiment 141 als Erkundungsoffizier zugeteilt. Nach seinem Einsatz an der Westfront erfolgte 1943 seine Ernennung zum Batteriechef einer Flak-Einheit und die Beförderung zum Oberleutnant.

Am 03.09.1942 heiratete Haarmann die spätere Lehrerin Irmgard Ernst von Ernsthausen. Das Paar hatte zwei Töchter.

Nach kurzer Kriegsgefangenschaft kehrte Haarmann 1945 in seine Heimatstadt Hagen zurück und fand eine Anstellung im Wohnungsbauamt der Stadtverwaltung. Wegen der starken Kriegszerstörung litt die Stadt unter immenser Wohnungsnot, und Haarmann konnte erstmals seine Fähigkeiten in der kommunalen Verwaltung unter Beweis stellen. Diese Kenntnisse baute er als Stadtdirektor in Lüdenscheid weiter aus. Zudem verfasste er eine Reihe von juristischen Artikeln, die dem Wiederaufbau Deutschlands und der Wohnraumbeschaffung gewidmet waren.

1957 wurde Haarmann zum Landrat von Stormarn gewählt und verlegte seinen Wohnsitz in die Kreisstadt Bad Oldesloe. 1963 fand seine Wiederwahl für die nächsten zwölf Jahre statt. In seiner 18-jährigen Amtszeit durchlief der Kreis trotz der Abtretung von Harksheide und Glashütte (zu Norderstedt) 1970 eine stürmische Aufwärtsentwicklung. Gefördert durch die neue Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn mbH (WAS) entstanden insbesondere im Süden des Kreises Gewerbegebiete sowie Arbeitsplätze. Durch neue Wohnsiedlungen wuchsen verstädterte Gemeinden heran, was wiederum den Ausbau von Infrastruktur und Verkehrswegen wie der Bundesstraße 404 bedingte. Mit diesem Strukturwandel entwickelte sich der überwiegend ländlich-agrarisch geprägte Kreis in seinem südlichen Teil zur suburbanen Region. Interessiert insbesondere an den regionalplanerischen Herausforderungen in dieser Zeit des Strukturwandels, setzte Haarmann sich mit dem „Pendlerproblem aus Sicht von Stadt und Land“ (1960) auseinander. Er initiierte die „Arbeitsgemeinschaft der Hamburg-Randkreise“, die ab den 1960er-Jahren zu einem wichtigen Instrument der Regionalplanung zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein wurde.

Des Weiteren förderte Haarmann im Kreis den Ausbau des Rettungs- und Katastrophenschutzes im Kreis sowie den Brandschutz. Dazu kamen Engagements in der Jugendwohlfahrtspflege sowie im Natur- und Umweltschutz.

Als Landrat bekleidete Haarmann den Vorsitz der Verwaltungsräte von WAS und der Kreissparkasse Stormarn. Außerdem gehörte er dem Schleswig-Holsteinischen Landkreistag an (1957–1975), war sowohl im Vorstand (1959–1970, 1973–1975) als auch dessen Vorsitzender (1966–1970) sowie Mitglied in mehreren Ausschüssen. Zugleich saß er im Präsidium des Deutschen Landkreistages, im Verwaltungsrat der Landesbank und Girozentrale und im Vorstand des Sparkassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein. 1971 erfolgte seine Berufung in den Landesbeamtenausschuss und in die Regierungskommission des Deutschen Bildungsrates.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Verwaltungsdienst 1975 war Haarmann noch einige Jahre als Rechtsanwalt in Bad Oldesloe tätig. Er starb am 05.05.1993 in Celle.

Bedeutung

Wennemar Haarmann begleitete den Kreis Stormarn in einer Zeit des starken Strukturwandels. Die 1960er-/70er-Jahre brachten trotz der Abtrennung der wirtschaftsstarken Gemeinden Harksheide und Glashütte einen immensen Aufschwung, den er als Landrat durch vielfältige, strukturelle Maßnahmen für den Kreis zu nutzen wusste. Indem er der Auspendlerproblematik mithilfe der WAS durch gezielte Standortpolitik und Unternehmensansiedlungen begegnete, wurden die Weichen für den heutigen wirtschaftlich prosperierenden Kreis mit einer guten Mischung von Dienstleistungs- und produzierendem Gewerbe gestellt. Wie bereits Friedrich Knutzen in den 1920er-Jahren erkannte er den Zusammenhalt der Hamburg-Randkreise als wichtiges Gegengewicht und Korrektiv zur nahen Großstadt.

Ehrenämter

Neben seinen beruflich bedingten Ehrenämtern war Haarmann u.a. Vorsitzender des Kreisverbands des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Bad Oldesloe sowie im Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge Kreisverband Stormarn e. V.

Ehrungen und Preise

Während des Zweiten Weltkriegs erhielt Haarmann die Sudetenmedaille, das Eiserne Kreuz II. Klasse, das Flakkampfabzeichen, das Erdkampfabzeichen und das Verwundetenabzeichen in Schwarz.

1963 wurde Haarmann Träger der Freiherr-vom-Stein-Medaille des Landes Schleswig-Holstein. Das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt er 1969, und im Dezember 1974 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz I. Klasse verliehen. Des Weiteren erhielt er das Deutsche Feuerwehrehrenkreuz I. und II. Stufe.

Persönlichkeiten

Friedrich Knutzen GND: 116262710

Familienname

Haarmann

vollständige Vornamen

Wennemar Hermann

Rufname

Wennemar

Geburtsdatum

18.04.1914

Geburtsort

Dortmund

Sterbedatum

05.05.1993

Sterbeort

Celle

Begräbnisort

Bad Oldesloe

Geschlecht

männlich

Religion

evangelisch

Berufe

Verwaltungsjurist, Rechtsanwalt

Funktionen, Rang

Rechtsrat 1947-1950; Stadtdirektor 1950-1957; Landrat 1957-1975

Ehe-/Lebenspartner

Irmgard Haarmann, geb. Ernst von Ernsthausen (1922-2005)

Kinder

zwei Töchter

Eltern

Wennemar Haarmann (1878-1949); Helene Haarmann, geb. Epping (1881-1971)

Strukturansicht

Landrat: Amtsinhaber

Kreisausschuss 1955-1959: Mitglieder

Beschlussausschuss 1955-1959: Mitglieder

Kreisausschuss 1959-1962: Mitglieder

Beschlussausschuss 1959-1962: Mitglieder

Kreisausschuss 1962-1966: Mitglieder

Beschlussausschuss 1962-1966: Mitglieder

Kreisausschuss 1966-1970: Mitglieder

Beschlussausschuss 1966-1970: Mitglieder

Kreisausschuss 1970-1974: Mitglieder

Beschlussauschuss 1970-1974: Mitglieder

Kreisausschuss 1974-1978: Mitglieder

Literatur von der Person

  • Haarmann, Wennemar : Die Hamburg-Rand-Planung aus der Sicht der schleswig-holsteinischen Kreise. Neumünster, Wachholtz 1968, GVK: 195267125
  • Haarmann, Wennemar : Der Kreis Stormarn. In: Der Kreis Stormarn: Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Oldenburg (Oldb): Stalling, (1960), S. 10-15, GVK: 1001298624

Literatur

  • Müller, Henning K. : Die Stormarner Landräte und der Nationalsozialismus. Bad Oldesloe, 2018, GVK: 1040337368
  • Fischer, Norbert : Die modellierte Region Stormarn und das Hamburger Umland vom Zweiten Weltkrieg bis 1980. Neumünster, Wachholtz 2000, GVK: 320758400
  • Günther, Barbara [Hrsg.] : Stormarn Lexikon. Neumünster, Wachholtz 2003, GVK: 365197653

Weitere Literatur