Geschichte
Im Februar 1907 gründeten Ornithologen aus Thüringen, Sachsen und Hamburg den Verein zur Begründung von Vogelfreistätten an den deutschen Küsten – Jordsand. Ziel war es, ornithologische Schutzgebiete an der Nord- und Ostseeküste zu etablieren. Die zwischen Sylt und Rømø gelegene Hallig Jordsand wurde als erste Vogelfreistätte betreut. Aufgabe des Vogelwärters war es v. a., Eiersammler und Vogeljäger von ihrer Tätigkeit abzuhalten. Seit der Volksabstimmung 1920 gehört die Hallig zu Dänemark, sodass die Dänische Ornithologische Vereinigung die Betreuung übernahm. 1909 erwarb der Verein Jordsand als zweites Schutzgebiet die Hallig Norderoog. In den folgenden Jahrzehnten kamen weitere Schutzgebiete hinzu: Oehe-Schleimündung (seit 1922), Hallig Habel (1930-1932, erneut ab 1983), Scharhörn (1939), Amrum Odde (1941).
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Verein Jordsand 1938 gleichgeschaltet und in den Reichsbund für Vogelschutz e. V. eingegliedert. Da der Verein im Vereinsregister eingetragen blieb, konnte er bereits Ende 1945 mit Genehmigung der britischen Militärregierung eigenständig weiterarbeiten.
Seit den 1950er-Jahren werden weitere Schutzflächen an der Nord- und Ostseeküste betreut: Rantumbecken (1957), Hallig Südfall (1957), Hauke-Haien-Koog (1967), Norderoogsand (1968), Schwarztonnensand (1973), Helgoländer Lummenfelsen (1980), Neuwerk (1982), Helgoländer Felssockel (1983), Nigehörn (1989), Insel Möwenberg in der Schlei bei Schleswig (1991), Greifswalder Oie (1993), Asselersand (1994), Nordhaken Olpenitz (2009) und Fährinsel bei Hiddensee (2014).
Auf Stormarner Gebiet betreut der Verein die Naturschutzgebiete Hoisdorfer Teiche und Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal. 1997/98-2016 wurde innerhalb einer aus mehreren Organisationen bestehenden Schutzgemeinschaft das bundesländerübergreifende Naturschutzgebiet Höltigbaum gemanagt.
Die praktische Arbeit sieht im Einzelnen unterschiedlich aus. Wesentlich sind immer der Schutz vor Störungen, eine breite Öffentlichkeitsarbeit und das Monitoring der Pflanzen- und Tierwelt. Einige Schutzgebiete wurden nur zeitweise vom Verein Jordsand betreut. Die Beendigung lag u. a. darin begründet, dass sich die regionalen Zuständigkeiten geändert hatten oder die Betreuung der Gebiete nicht mehr dem Hauptzweck des Vereins, dem Seevogelschutz, entsprach.
1981 mietete der Verein von der Stadt Hamburg das Gutshaus Wulfsdorf in Ahrensburg und nutzt es seitdem als Geschäftsstelle, Ausbildungszentrum, Tagungsstätte und Unterkunft für die Mitarbeiter. 1982 erhielt das Gebäude den Namen Haus der Natur. 2005 konnte der Verein das Anwesen erwerben und betreut auch den denkmalgeschützten Naturerlebnisraum Park am Haus der Natur.
Die Jugendarbeit in der 1981 gegründeten Naturschutzjugend Jordsand (NJJ) verbindet naturkundliche Ausbildung, Öffentlichkeitsarbeit und praktische Einsätze, vor allem im Rahmen der Workcamps auf Norderoog.
Nachdem bereits 1966 der Name in Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel e.V. vereinfacht worden war, kam es 1982 zu einer erneuten Namensänderung. Die bis heute gültige Bezeichnung Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V. machte das erweiterte Aufgabenspektrum deutlich.
1986 gründete der Verein das Institut für Natur- und Umweltforschung des Vereins Jordsand (INUF) zur Unterstützung von Grundlagenforschung und Gutachtertätigkeit auf wissenschaftlicher Basis. Seit 2007 ist diese Arbeit allerdings weitgehend zum Erliegen gekommen. Als finanzielle Unterstützung für die Vereinsaufgaben wurde 2009 die Naturschutzstiftung Jordsand ins Leben gerufen.
Zur aktuellen Vereinsarbeit zählen - neben der Betreuung der Schutzgebiete - weitere Flächen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste, in denen das Wattenmeer-Monitoring im Rahmen des Trilateralen Überwachungs- und Bewertungsprogramms (TMAP) durch die Erfassung der Brut- und Rastvögel unterstützt wird.