Geschichte
Auf dem Grundstück des 1529 an den Landesherrn verkauften und fünf Jahre später in der Grafenfehde zerstörten Zisterzienserinnen-Klosters Reinbek ließ Adolf I. von Schleswig-Holstein-Gottorf in den Jahren 1572-1576 durch einen unbekannten, vermutlich niederländischen Baumeister ein neues Schloss im Stil der niederländischen Renaissance errichten. Er und seine Nachfolger nutzten es als Jagdschloss und Repräsentationsbau im Süden des Herzogtums Schleswig-Holstein-Gottorf. Ein herrschaftliches Vorwerk ergänzte den Hof.
Im Südflügel befanden sich einst die herzoglichen Räume, mit der Burgstube sowie der Schlosskapelle im Erdgeschoss und dem Trabantenraum, dem Audienz- und dem Festsaal sowie den anschließenden Schlafräumen im Obergeschoss. Im Ostflügel lagen die Zwei-Zimmer-Appartements für vornehme Gäste und Familienangehörige. Im Nordflügel befanden sich im Erd- und Untergeschoss die Küche und weitere Wirtschaftsräume. Die Mägde, Knechte und Bediensteten hatten Kammern im Dachgeschoss.
Schloss und Amt Reinbek waren zweimal Leibgedinge (Braut- und Witwenausstattung): 1586-1604 für Christine von Schleswig-Holstein-Gottorf, die wesentlich zur Ausstattung des Schlosses beitrug. Augusta von Schleswig-Holstein-Gottorf, seit 1606 Witwe von Johann Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf, ließ ab 1616 den Kapellenbau im Südflügel ausbauen und ausstatten. Für beide war Reinbek lediglich ein Nebenwohnsitz.
Nach der Zusammenführung aller schleswig-holsteinischen Teilherzogtümer bis 1773 diente das Schloss weitere hundert Jahre als Wohn- und Arbeitssitz des jeweiligen Amtmanns von Reinbek, Trittau und ab 1800 Tremsbüttel. Einem weitgehenden Abriss der Süd- und Nordflügel entging das Schloss um 1818 nur knapp. 1867 fiel Schloss Reinbek an Preußen. Der letzte Amtmann und erste preußische Landrat Wilhelm von Levetzau blieb bis zum Umzug nach Wandsbek hier wohnen.
Nach der Verlegung der Kreisverwaltung Stormarn 1873 nach Wandsbek wurde das Schloss 1874 vom Fiskus versteigert. Der neue Besitzer Wilhelm Specht richtete nach einem durchgreifenden Umbau ein Hotel ein. Er ließ auf dem Hof ein neugotisches Treppenhaus errichten, die Arkaden wurden zugemauert und zu Fluren umfunktioniert. Die großen Räume wurden zu kleineren Zimmern aufgeteilt, die Decken abgehängt und die meisten Fenster tiefergelegt.
Die Schlosskapelle im Erdgeschoss diente der evangelischen Kirchengemeinde Reinbek bis zur Einweihung der Maria-Magdalenen-Kirche 1901 als Gottesdienstraum.
1919 erwarb Margarethe von Patow das Schloss und betrieb darin ein Erholungsheim. 1939 kaufte die Stadt Hamburg das Anwesen und richtete hier das aus Tharandt verlegte Reichsinstitut für ausländische und koloniale Forstwirtschaft ein. Es wurde 1952 in die Bundesforschungsanstalt für Holz- und Forstwirtschaft umgewandelt.
Am 21.12.1972 erwarben der Kreis Stormarn und die Stadt Reinbek das Anwesen zu gleichen Teilen für 200.000 D-Mark. In zwei Bauabschnitten wurde das Schloss mit dem Park und den Nebengebäuden unter der Federführung des Architekten Horst von Bassewitz restauriert und in seinem Äußeren, weitgehend auch in der Raumaufteilung wieder auf seinen renaissancezeitlichen Zustand zurückgeführt. Das neugotische Treppenhaus wurde abgebrochen, die Arkaden wieder geöffnet und fehlende Säulen ergänzt.
Die Gesamtkosten von rund 21,4 Millionen D-Mark brachten die Stadt Reinbek und der Kreis Stormarn auf, unterstützt aus vielfältigen Fördertöpfen von Land und Bund.