Lebenslauf
Als ältestes Kind eines Sparkassenbeamten wuchs Rüdiger Nehberg in Bielefeld mit zwei Geschwistern in einer bürgerlichen Familie auf. Während des Zweiten Weltkrieges zog sie nach Zoppot (heute Sopot/Polen). Mitte Mai 1945 floh die Familie nach Dänemark. Dort wurde sie zwei Jahre interniert und kehrte dann nach Bielefeld zurück. Ab 1949 lebte sie in Münster (Westfalen).
Bereits während seiner Lehr- und Gesellenzeit unternahm Rüdiger Nehberg 1951-1960 internationale Fahrradtouren. In Hamburg wohnhaft, heiratete er 1963 seine erste Ehefrau Maggy. 1966 kam Tochter Kirsten zur Welt.
Ab Ende der 1960er-Jahre beschäftigte Nehberg sich zunehmend mit dem Thema Survival. Er erprobte Überlebenstechniken, indem er mit minimaler Ausrüstung und Verpflegung durch unzugängliche Regionen reiste. 1970, 1972 und 1975 befuhr er, jeweils in Begleitung zweier Freunde, per Boot den Blauen Nil. Auf der letzten dieser Reisen wurde sein Freund und Kameramann Michael Teichmann bei einem Überfall erschossen. Es folgten 1976 die Befahrung des Omo-Flusses in Äthiopien und 1977 die Durchquerung der Danakilwüste in Äthiopien.
Ende der 1970er-Jahre begann Nehbergs gesellschaftspolitisches Engagement. Dabei nutzte er seinen wachsenden Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit. Ab 1980 setzte er sich gegen den drohenden Völkermord an der indigenen Volksgruppe der Yanomami im Norden Brasiliens ein und für den Schutz ihres Lebensraums vor Rodungen und dem Abbau von Bodenschätzen.
Zur Vorbereitung auf eine Urwald-Expedition wanderte er 1981 in 25 Tagen zu Fuß rund 1.000 km abseits bewohnter Gebiete durch Deutschland, von Hamburg nach Oberstdorf. Dabei ernährte er sich nur aus der umgebenden Natur. Die Verkaufserlöse aus seinem ersten Survival-Buch ermöglichten ihm um 1980 den Erwerb der verfallenen Wassermühle in Rausdorf, die er zu seinem Wohnsitz umbaute.
Dreimal überquerte Rüdiger Nehberg den Atlantischen Ozean: 1987 mit einem Tretboot sowie 1992 zusammen mit der Menschenrechtsaktivistin Christina Haverkamp auf einem Bambusfloß. 2000 für seine Aktion „The Tree" nutzte er den Stamm einer 350 Jahre alten Weißtanne, den er mit Segel und Auslegern hochseetüchtig machte. Ende Juli 2003 ließ er sich im brasilianischen Urwald absetzen und durchquerte diesen in 25 Tagen ohne Ausrüstung, wobei er zwischenzeitlich als verschollen galt.
Von seiner Frau getrennt lebend, hatte Rüdiger Nehberg 1997 Annette Weber kennengelernt. Gemeinsam mit dieser Lebensgefährtin - die er am 25.08.2009 heiratete - und fünf Gleichgesinnten gründete Nehberg im September 2000 die Menschenrechtsorganisation TARGET e. V. Sie richtet sich gegen die in vielen Ländern der Welt praktizierte Verstümmelung weiblicher Genitalien. 2002, 2004 und 2006 organisierte der Verein Konferenzen in Äthiopien, Mauretanien, Dschibuti sowie mit den höchsten Autoritäten des Islam in der Al Azhar-Universität in Kairo, wobei die Beschneidung verurteilt wurde. Mit der Aktion „Karawane der Hoffnung" warben Nehberg und Weber 2005 in Mauretanien für ihre Ziele. Zu den weiteren Projekten des Vereins zählten u. a. der Aufbau einer Klinik für die von Genitalverstümmelung betroffenen Mädchen und Frauen im äthiopischen Afar-Gebiet sowie einer Urwaldklinik zu Gesundheitsversorgung und Schutz der Waiapí-Indianer im brasilianischen Regenwald.