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Präparandeum

Das Präparandeum war ein Unterrichtsgebäude in Bad Oldesloe, das zwischen 1902 und 1945 existierte.

Außenarchitektur

Das Präparandeum befand sich auf dem heutigen Gelände der Oldesloer Stadtschule zwischen Salinenstraße, Kirchberg und Königstraße. Der dominante Südflügel trug ein Krüppelwalmdach. Nach Norden schloss sich ein etwas niedrigerer L-förmiger Flügel mit Walmdach an. Das Souterrain war in den Hang des Kirchbergs hinein gebaut und zur Südseite ebenerdig.

Die Fassaden wiesen eine historistische Mischung architektonischer Stilelemente auf, z. B. Rundbogenfenster, angedeutete maurische Bögen und Maueranker. Die Fensterachsen waren oft asymmetrisch, wobei an Süd- und Ostseite Fenster in Dreiergruppen dominierten.

Eine überdachte Außentreppe führte zum Haupteingang an der Ostseite. Ein zweiter, ebenerdiger Haupteingang lag an der Nordseite.

Innenarchitektur

Im Souterrain befanden sich neben Lager- und Heizungsräumen auch ein Bad und ein Ankleideraum sowie ab etwa 1910 eine Dunkelkammer zur Entwicklung von Fotografien.

Im Erdgeschoss gab es insgesamt vier Klassenräume, zwei Lehrerzimmer, einen Lehrmittelraum und eine kleine Bibliothek.

Das Obergeschoss beherbergte im Südflügel eine große doppelstöckige Aula. Im Nordflügel schlossen sich zwei Klassenräume, zwei Musikzimmer, ein Zeichensaal und eine weitere Bibliothek an.

Unter dem Dach befand sich ein Werkraum.

Materialien

Das Gebäude wurde in rotem Backstein aus der Ziegelei Groß Weeden (Kreis Herzogtum Lauenburg) erbaut. Die Fassade war bis auf einen hohen Sockel in Backstein weiß verputzt, das Dach mit roten Ziegeln eingedeckt.

Geschichte

Die Oldesloer Präparandenanstalt wurde 1897 unter der Leitung des Stadtschulrektors Ferdinand Spanuth gegründet. Sie diente der vorbereitenden Ausbildung künftiger Volksschullehrer, bevor diese auf die weiterführenden Lehrerseminare wechselten. Die Ausbildung der bei Schuleintritt meist 15-jährigen „Präparanden“ dauerte zwei Jahre und fand zunächst in den Räumen der Stadtschule statt.

1901 wurde der Bau eines eigenen Schulgebäudes beschlossen. Der im September 1902 bezogene Neubau ermöglichte eine Erweiterung des Präparandeums auf drei Klassenstufen, sodass ab diesem Zeitpunkt bis zu 100 Schüler parallel die Anstalt besuchen konnten. Pro Jahr wurden 28 bis 32 Schüler neu aufgenommen.

Das Gebäude wurde von Beginn an auch von der städtischen Berufsschule genutzt.

Grundlegende Reformen in der Lehrerausbildung führten Anfang der 1920er-Jahre zur Schließung des Präparandeums. Das Gebäude wurde weiterhin als Berufsschule sowie zusätzlich von der 1920 gegründeten Hilfsschulklasse der Stadtschule genutzt. Ab 1938 war es Sitz der neu gegründeten Kreisberufsschule Stormarn.

Bei Bombenangriff auf Bad Oldesloe am 24.04.1945 wurde das Präparandeum durch mehrere Fliegerbomben getroffen und erheblich beschädigt. Dabei starben insgesamt 30 Menschen, die im Keller Zuflucht gesucht hatten, darunter der kommissarische Landrat Rolf Carls.

Bedeutung

Das Präparandeum war eine von insgesamt 16 größeren Präparandenanstalten in Schleswig-Holstein.

Erhaltungszustand

Das kriegszerstörte Präparandeum wurde 1945 abgebrochen. Im Bereich des früheren Südflügels steht heute das Gebäude der Stadtschule, nördlich befindet sich ein Spielplatz.

Diaaufnahme des Modells im Heimatmuseum Oldesloe, 1983

Besonderheiten

Das Heimatmuseum Bad Oldesloe besitzt ein Modell des Präparandeums, das von Schülern der Kreisberufsschule angefertigt wurde.

Persönlichkeiten

Rolf Carls GND: 12355702X

14 400
Präparandeum business 53.8075773000 10.3740938000

Ort

Kirchberg, Bad Oldesloe

GPS-Standort

53° 48' 27'' N, 10° 22' 26'' O

Fläche o. Länge o. Außenmaß

Südflügel ca. 20 x 10 m, Nordflügel ca. 17 x 14 m

Auftraggeber

Rat der Stadt Oldesloe

Planer/Architekt

Unbekannt

Errichtungsdatum

1901/02

Abrissdatum

1945

Strukturansicht

Literatur

  • Schulz, Gerhard : Bad Oldesloe einst und jetzt. Hrsg. von d. Stadt Bad Oldesloe. Bad Oldesloe, Stadt Bad Oldesloe 1980, GVK: 425492966
  • Lebius, Annemarie : Die Geschichte der Oldesloer Stadtschule von der Aufklärung bis zur Gegenwart 1770 – 1973. Neumünster, Wachholtz 1989, GVK: 526162848
  • Bruhn, Annegret : Die Präparanden. Eine Untersuchung zur Geschichte der Lehrerbildung in Schleswig-Holstein 1867 bis 1918. 1992, GVK: 556127730

Weitere Literatur