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Park des Gutes Wandsbek

Der ab Ende der 1760er-Jahre im spätbarocken Stil angelegte Park umgab das Herrenhaus Wandsbek.

Lage

Der Park lag zwischen den heutigen Straßenzügen Schloßstraße, Robert-Schuman-Brücke, Ziesenißstraße und Claudiusstraße in Hamburg-Wandsbek.

Beschreibung

Zur Glanzzeit des Parks unter Heinrich Carl von Schimmelmann säumten zweireihige Lindenalleen den länglichen Vorhof im Norden des Herrenhauses Wandsbek. Der Ostseite des Gebäudes vorgelagert befanden sich ein Rasenparterre sowie ein Teich. Westlich schloss sich neben einem Ziergarten und einem mit Hecken gesäumten Rasenrondell die Gärtnerei mit Treibhäusern und dem Küchengarten an.

Der größte Teil des Parks erstreckte sich auf der Südseite des Hauses. Er war geprägt von drei unterschiedlich gestalteten Längs- und einer Querachse. Diagonale Wege durchzogen netzartig die weitläufige Boskettzone und verbanden kleinteilige Kabinette.

Im Westen begrenzte ein von Lindenalleen gesäumter Kanal das Gelände. An seinem zu einem Bassin samt Säulengang und Wasserfall erweiterten Südende lag auf einem Hügel der Goldene Pavillon mit angrenzendem, von dem Bildhauer Dominique Rachette ausgestatteten Badehaus. Die Ostachse verfügte u. a. über ein Speichenrad-Motiv. Im Park befanden sich viele dekorative Elemente wie Statuen, Steinvasen und Brunnenschalen.

An den Park des sogenannten Wandsbeker Schlosses erinnert vor Ort nur noch der Straßenname, 2003

Geschichte

Bereits unter dem Gutsbesitzer Heinrich Rantzau waren nordwestlich des Herrenhauses ein Nutz- sowie ein Ziergarten im Renaissancestil angelegt worden.

Nach dem Erwerb des Guts durch Heinrich Carl von Schimmelmann 1762 beauftragte dieser seinen Hausarchitekten Carl Gottlob Horn mit der grundlegenden Umgestaltung und Erweiterung des teils verfallenen Parks um das Herrenhaus. Horn übernahm das wohl durch den früheren Gutsbesitzer Albert Baltser Berns ab 1645 südlich des Herrenhauses angelegte frühbarocke Wegenetz mit rondellförmigen Erweiterungen an den Schnittpunkten. Auch der der Trockenlegung des sumpfigen Geländes dienende Kanal im Westen existierte bereits zu Berns Zeiten.

Inspiriert von Abbildungen des Belvedere-Schloßgartens in Wien und Studienreisen nach Paris legte Horn den Park im spätbarocken Stil in strengen geometrischen Formen mit bühnenhaften Ausstattungsstücken und mehreren Gartengebäuden an. Entwürfe sowie die Gartenarchitekturen und Skulpturen zeigen zusätzlich Ansätze eines vom dänischen Klassizismus beeinflussten Wandels der Gartengestaltung.

1780 beauftragte Heinrich Carl von Schimmelmann den Gartentheoretiker Christian Cay Lorenz Hirschfeld, den Park zu einem englischen Landschaftsgarten mit insgesamt drei Bereichen zu überformen und zu erweitern.

Christian von Schimmelmann verpachtete ab 1822 das Areal sukzessive an Gärtner, bis sein Erbe Ernst von Schimmelmann das verfallende Gut 1857 an Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde und Johann Koopmann verkaufte. Carstenn-Lichterfelde parzellierte das Parkgelände, um hier Teile der Villenkolonie Marienthal zu errichten. Seit 1865 zerschneidet die Bahnstrecke Hamburg-Lübeck das ehemalige Parkgelände.

Flora und Fauna

In der waldartigen Zone südlich des Herrenhauses wuchsen v. a. einheimische Bäume wie Eichen, Buchen, Eschen, Birken oder Tannen sowie Hecken aus Taxus.

Bereits unter Berns wuchsen im Park mehrere tausend teils subtropische Pflanzen- und Gehölzarten. Unter Heinrich Carl von Schimmelmann wurden Ananas und Pfirsiche sowie seltene Agaven gezüchtet und Wein angebaut.

Nutzung

Der Park war unter Heinrich Carl von Schimmelmann für die Öffentlichkeit zugänglich und zog als Sehenswürdigkeit viele Besucher u. a. durch Feste und nächtliche Illuminationen samt Feuerwerk an.

Besonderheiten

Im Staatsarchiv Hamburg haben sich verschiedene Entwürfe von Carl Gottlob Horn erhalten.

Von dem seltenen Ereignis einer blühenden Agave mit 6,3 m hohem Blütenstamm ließ Heinrich Carl von Schimmelmann 1779 eigens einen Kupferstich anfertigen.

Aus dem Park haben sich teils denkmalgeschützte Einzelstücke erhalten: Im Verwaltungsgebäude Schlossgarten 9 befinden sich zwei gefertigte Löwenskulpturen, die die Zufahrt rahmten. Kopien dieser Löwen stehen an der Spitze des Wandsbeker Marktplatzes. Am Marktplatz nördlich der Einmündung Claudiusstraße befinden sich zwei von Dominique Rachette 1773/74 entworfene Sandsteinvasen, die wohl auf dem Rasenparterre vorm Herrenhaus standen. Statuen eines Kriegers sowie einer Nymphe wurden 1974 an das Museum für Hamburgische Geschichte übergeben und sind dort im Innenhof aufgestellt.

Im westlichen Teil des Gartens, auf einer Nachtigallenhain genannten Anhöhe mit Blick auf Hamburgs Silhouette, wurde 1840 ein Gedenkstein für Matthias Claudius aufgestellt. 1773 hatte der Dichter in "Wandsbeck. Eine Art von Romanze" diese von ihm geschätzte Aussicht sowie die Vielfalt des Parks mit seltenen Bananensorten beschrieben.

Persönlichkeiten

Heinrich Carl von Schimmelmann GND: 118917323
Heinrich Rantzau GND: 11898716X
Albert Baltser Berns GND: 1024825612
Christian von Schimmelmann
Ernst von Schimmelmann
Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde GND: 119515504
Carl Gottlob Horn GND: 137634021
Antoine Dominique Jacques Rachette
Christian Cay Lorenz Hirschfeld GND: 119066327
Matthias Claudius GND: 118521098 Friedrich Gottlieb Klopstock GND: 118563386

Links

Website mit Horns Entwurf sowie einer Lithografie des Blicks aus dem Park auf Hamburg https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Wandsbeker_Geh%C3%B6lz?uselang=de (Zugriff am 21.03.2021)

14 400
Park des Gutes Wandsbek spa 53.5688110000 10.0707670000

GPS-Standort

53° 34' 7'' N, 10° 4' 14'' O

Auftraggeber

Heinrich Carl von Schimmelmann

Planer/Architekt

Carl Gottlob Horn

Entstehungsdatum

ca. ab 1765

Strukturansicht

Literatur

  • Frahm, Walter : Vom Wandsbeker Schloßpark. 1934, In: Jahrbuch des Alstervereins e. V., Hamburg-Bergstedt: Alsterverein, 1901, Bd. 20.1933/34 (1934), S. 40-45, GVK: 611873990
  • Hirschfeld, Christian Cay Lorenz 1742-1792 : Theorie der Gartenkunst. Leipzig, Weidmann 1782, In: Band 4, GVK: 1191632008
  • Deuter, Jörg 1956- : Die Genesis des Klassizismus in Nordwestdeutschland der dänische Einfluß auf die Entwicklung des Klassizismus in den deutschen Landesteilen Schleswig-Holstein und Oldenburg in den Jahren 1760 bis 1790. Oldenburg, Isensee Verl. 1997, GVK: 231929927
  • Frank, Joachim W. : Der Wandsbeker Schlosspark und seine Ausstattung. 2009, In: Die Ordnung der Natur, Hamburg: Hamburg Univ. Press, 2009, (2009), Seite 37-69, GVK: 608963321
  • Historische Gärten in Schleswig-Holstein. Heide, Boyens 1998, GVK: 251767574

Weitere Literatur