Zweck
Das Kloster Reinfeld diente den Landesherren als geistliche Institution in ihrem Herrschaftsbereich und als Gegenpol zur benachbarten Hansestadt Lübeck.
Als gräfliche Grablege wurde die Klosterkirche nur in wenigen Fällen genutzt.
Veröffentlicht
Das Zisterzienserkloster Reinfeld war im Spätmittelalter eine bedeutende geistliche Institution mit umfangreichem Besitz in und außerhalb Stormarns.
Das Kloster Reinfeld diente den Landesherren als geistliche Institution in ihrem Herrschaftsbereich und als Gegenpol zur benachbarten Hansestadt Lübeck.
Als gräfliche Grablege wurde die Klosterkirche nur in wenigen Fällen genutzt.
Die Leitung des Klosterkonvents lag bei dem Abt. Ihm standen ein Prior, ein Cellerar, ein Bursar und ein Klosterschreiber zur Seite. Nachgeordnet waren die Waldmeister und die Provisoren (oft Mönche) der Stadthöfe.
Neben dem von einer Mauer umgebenen Klostergebiet mit dem Klostergeviert und weiteren Gebäuden in Reinfeld gab es etliche Grangien (selbstständig bewirtschaftete Höfe), Stadthöfe in mehreren Städten, Mühlen und sonstigen separaten Grundbesitz.
Die Dörfer der Grundausstattung und weitere Dörfer im Norden wurden in der „Abtei“ zusammengefasst und vom Abt, seit Beginn des 14. Jh. vom Bursar verwaltet. Die Dörfer im Süden und Südwesten beiderseits der Trave unterstanden dem Cellerar als „Kellerei“.
Ab 1186 stiftete Adolf III. von Holstein mit Zustimmung Bischofs Dietrich I. von Lübeck durch mehrere Urkunden in dem bisher v. a. von Slawen besiedelten Gebiet zwischen der Stadt Oldesloe und der Stadt Lübeck das Zisterzienserkloster Reinevelde am Unterlauf des Cuserin-Bachs, der den neuen christlichen Namen Heilsau erhielt. Adolf III. stattete es mit den Dörfern Zarpen, Crowle, Heilshoop, Langenvelde, Lokfeld, Schmalfeld, Steinfeld, Stubbendorf und Wittekindsdorf sowie zahlreichen Rechten aus. Hauptziele der Klostergründung waren die Verbesserung der kirchlichen Strukturen, die Erschließung der nur schwach besiedelten Umgebung durch Anlage weiterer Dörfer sowie die Christianisierung der bisherigen Einwohner:innen.
In einen ab 1186 als Provisorium errichteten Holzbau für Kapelle und Konvent auf dem Klosterberg zog am 01.11.1190, dem Allerheiligentag, Abt Hartmann mit sechs Mitbrüdern aus dem Kloster Loccum und sechs Brüdern wohl aus einem Kloster in Dänemark ein. 1237 erfolgte die Weihe der Klosterkirche Zur heiligen Jungfrau Maria und wohl auch der Klausurgebäude.
Die Dörfer Crowle, Schmalfeld und Wittekindsdorf wurden niedergelegt und deren Flächen zu Grangien, u. a. Steinhof, Neuhof, Langenfelde und Schmalfeld, umgewandelt. Später kamen weitere Grangien im Dorf Groß Trittau und bei Woldenhorn sowie in Mecklenburg und Vorpommern hinzu.
Die neugegründeten Dörfer Mönkhagen, Rehhorst, Pöhls und Willendorf im Norden des Klostergebiets wurden der „Abtei“ zugeordnet, zur „Kellerei“ u. a. die neuerworbenen Dörfer Havighorst, Meddewade, Reinsbek (Kreis Ostholstein), Klein Schenkenberg, Klein Wesenberg und Seefeld, später Benstaben sowie Bühnsdorf, Altengörs und Neuengörs (alle Kreis Segeberg).
Durch Ankauf von Land, Höfen, Mühlen und Rechten in (Alt-)Holstein, Wagrien, Sachsen-Lauenburg, in Mecklenburg ab 1218 und in Pommern ab 1249 dehnte das Kloster seinen Besitz bis etwa 1350 beträchtlich aus. Zwischen Hamburg und Lübeck besaß es die größte Grundherrschaft.
Im Bereich des Klosterhofs wurde eine Brauerei betrieben. Östlich des Klosters befand sich gegenüber dem Herrenteich eine Gastwirtschaft. Eine große Ziegelei nahe der Trave diente zunächst dem Eigenbedarf, später auch für den Verkauf. In Reinfeld am Abfluss der Heilsau und in Klein Wesenberg gab es je eine Wassermühle für Getreide sowie eine Lohmühle.
Für seine wirtschaftlichen Interessen wie Lagerung und Verkauf überzähliger landwirtschaftlicher Produkte und den Einkauf notwendiger oder Luxusgüter besaß das Kloster mehrere Stadthöfe, u. a. in Oldesloe (seit 1190), in Lübeck (ab 1266), Hamburg, Lüneburg und Altentreptow (Vorpommern, genannt 1340), Grevesmühlen (genannt 1340), Parchim, Schwerin und Uelitz (alle Mecklenburg). Der Stadthof in Lübeck an der Obertrave hieß Klein Reinfeld. Dort verwahrte das Kloster später seine wichtigen Urkunden, und es fanden bedeutende Treffen mit weltlichen Personen statt.
Ab seiner Gründung legte das Kloster über 30 Teiche an und nutzte sie in zisterziensischer Tradition zur Teichwirtschaft. Zu ihren gehörten in Reinfeld Herrenteich, Bischofsteich, Messingschlägerteich und Neuhöferteich, in Nordstormarn u. a. Bahrenteich, Moorteich, Stubbendorfer Teich und Struckteich, in Klein Wesenberg drei Mühlenteiche. Im Raum Woldenhorn kamen Bredenbeker Teich, Ahrensfelder Teich und Dänenteich hinzu, im Raum Trittau der Mönchteich.
Schon bald nach seiner Gründung erhielt das Kloster durch Stiftungen, später auch durch Kauf, Rechte an der Lüneburger Saline. Durch den Verkauf des Salzes erzielte es erhebliche Einnahmen.
1327 tauschte das Kloster mit Johann III. von Holstein-Plön seine Dörfer Groß und Klein Trittau sowie das benachbarte Dorf Crumbeke gegen die Dörfer Ahrensfelde, Eilickestorp (Meilsdorf) und Woldenhorn und bildete daraus die Klostervogtei Woldenhorn. Sie wurde 1442 durch Kauf des Dorfs Bünningstedt erweitert.
1352 erwarb das Kloster von Johann III. die Gerichtsbarkeit für die Bauern im Klostergebiet.
Etliche Reinfelder Mönche studierten an Universitäten, v. a. in Rostock, aber auch in Köln, Leipzig und Heidelberg vorwiegend Theologie, seltener Recht oder Medizin. Einige wurden später Prior oder Abt. Priestermönche versahen die Pfarrstellen der klostereigenen Dorfkirchen in Zarpen und Klein Wesenberg sowie Altardienst in einer Kapelle in Benstaben und in der St. Johanniskirche in Lüneburg.
Die ersten Jahrzehnte nach der Einführung der Reformation 1542 überstand das Kloster ohne landesherrliche Eingriffe. Die Klostervogtei Woldenhorn wurde 1552 von Friedrich II. von Dänemark übernommen und 1567 an Daniel Rantzau verkauft.
Nach der Landesteilung 1544 gehörte das Kloster Reinfeld zum Königlichen Anteil in den Herzogtümern. 1581 fiel es an Johann von Schleswig-Holstein-Sonderburg.
Die Auflösung des Klosters erfolgte am 10.03.1582 durch einen Vertrag zwischen dem letzten Abt Johannes und dem königlichen Statthalter Heinrich Rantzau, die Säkulierungskommission nahm das Kloster am 13.03.1582 in Besitz.
Äbte | |
Johannes III. Kule | 1576–1582 |
Breide Rantzau | 1573/74 |
Eberhard Munstermann | 1567–1576 |
Joachim Schmalejohann | 1560–1567 |
Otto | 1541–1560 |
Paulus | 1526–1541 |
Diedrich Oldenburg (?) | 1514–1526 |
Albert | 1508–1510 |
Georg | 1506–1508 |
Marquard | 1499–1506 |
Johannes II. von Petershagen | 1472–1498 |
Hildebrand von Dortmund | 1458–1472 |
Nikolaus Sthermer | 1439–1440 |
Friedrich | 1432–1458 (hat mehrfach resigniert) |
Hinrich V. | 1430–1432 |
Bertram | 1419–1424 |
Diedrich II | 1410–1416 |
Nicolaus II | 1408–1409 |
Diedrich I. | 1389–1405 |
Nicolaus I. | 1384–1388 |
Hinrich IV | 1381 |
Lüdeke | 1376 |
Hartwig von Reventlow | 1372–1380 |
Eckhard von Wensin | 1352–1365 |
Hinrich III. | 1339–1351 |
Herbord II. | 1334–1338 |
Hermann II | 1319–1329 |
Johannes I. | 1298–1310 |
Ludolf | 1294 |
Hinrich II. | 1293 |
Bertold | 1287–1289 |
Hermann I. | 1284 |
Hinrich I. | 1266–1270 |
Richard | 1258 und 1263 |
Siegfried | 1240–1253 |
Bernhard | 1240 |
Herbord I. von Mandelslo (?) | 1220–1230 |
Dethard | 1214–1220 |
Helmich | 1208 |
Rotmar von Bexhövede (?) | 1197–1201 |
Hartmann | 1190–1197 |
Jahr: | Mitglieder: |
1440 | 52 Mönche und 8 Laienbrüder |
1313 | 24 Mönche (13 Priestermönche und 11 Konversen) |
1190 | Abt und 12 Mönche |
Kloster Reinfeld gehörte über Kloster Loccum und dessen Mutterklöster Volkenrode und Altenkamp am Niederrhein zur Filiation der Erzabtei Morimond (Frankreich).
Um 1380 wurde das Kirchspiel Zarpen inkorporiert, wenig später auch das Kirchspiel Klein Wesenberg.
Um 1440 verfasste Abt Friedrich eine umfangreiche Schrift mit dem Titel „Speculum Abbatis“ (Abtspiegel) und legte darin Grundsätze für die Führung des Konvents und des Klosters sowohl als geistliche Gemeinschaft als auch als Wirtschaftsbetrieb einschließlich einer jährlichen Bilanz des Klosters und der Grangien. Weitere Abschnitte behandeln die Kommunikation im Kloster, den Umgang mit Trägern politischer Macht und mit den Klosterbauern. Die Handschrift befindet sich in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen.
Der Reinfelder Abt Friedrich, gestorben 1458, ist im Zisterzienserhabit auf dem wohl von Bernt Notke stammenden „Lübecker Totentanz“ von 1463 abgebildet.
Aus der Klosterzeit sind zwei Bände des Klosterbuchs mit Grundstücksverkäufen, Regelungen bei Setzwirten und Geldgeschäften der Klosterbauern erhalten (1537–1559 und 1565–1582); es wurde anschließend als Reinfelder Amtsbuch fortgeführt. Ebenso sind Heuerregister der „Abtei“ und der „Kellerei“ überliefert sowie ein Bericht von Heinrich Rantzau über die Hebungen und vielfältigen Einkünfte des Klosters vor der Auflösung 1582.
Adolf III. von Schauenburg und Holstein GND: 143210777
Johann von Schleswig-Holstein-Sonderburg GND: 121500373
Johann III. von Holstein-Plön GND: 138773122
Heinrich Rantzau GND: 11898716X
Daniel Rantzau GND: 138402191
Bernt Notke GND: 118588842
Monasterium Reinfeldt
Reinfeld
1186, 01.11.1190
13.03.1582
Abt Johannes III. Kule