Verlauf und Akteure
Der Kapp-Lüttwitz-Putsch begann mit der Aufforderung des Oberbefehlshabers der Vorläufigen Reichswehr, Walther von Lüttwitz, an Reichspräsident Friedrich Ebert, die Auflösung der Brigade Ehrhardt zurückzunehmen, die Nationalversammlung aufzulösen und Neuwahlen auszurufen. Ebert gab diesem Ultimatum nicht statt. Lüttwitz, der mit Unterstützung Erich Ludendorffs und anderer deutschnationaler Politiker agierte, wurde in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Daraufhin rückte in der Nacht des 12./13.03.1920 die Brigade Ehrhardt in Berlin ein. Die Reichsregierung floh über Dresden nach Stuttgart. Der deutschnationale Politiker Wolfgang Kapp bezog das Reichskanzleramt als selbsternannter Leiter einer „Regierung der Tat“.
In Stormarn unterstützten einige Gutsbesitzer im nördlichen Kreisteil sowie rechtsgerichtete Einwohnerwehren, u. a. in Alt-Rahlstedt, den Putsch. Auf Kreisebene widersetzten sich Landrat Friedrich Knutzen und der SPD-Reichstagsabgeordnete Louis Biester den Republikgegnern. Am 13.03. versicherte sich Biester Knutzens Loyalität zur demokratisch gewählten Reichsregierung.
Gleichwohl hatten beide unterschiedliche Ansichten, wie dem Putsch zu begegnen sei. Am 15.03. forderte Biester den Landrat auf, eine weitreichende Resolution zu unterzeichnen. Damit sollten alle Kreisausschussmitglieder, Amtsvorsteher und Gemeindevorsteher sowie deren Stellvertreter ihrer Ämter enthoben werden, die nicht der SPD, USPD oder DDP angehörten. Knutzen lehnte dies ab und wies die pauschale Verurteilung bürgerlicher Politiker bzw. Amtsinhaber zurück. Immerhin ordnete Knutzen die ihm unterstehende Verwaltung an, Anweisungen der Putschisten zu ignorieren.
Konkurrierend zum Landrat initiierte Biester, der in Stormarn zur zentralen Persönlichkeit bei der Verteidigung der Republik wurde, einen Ausschuss zur Abwehr der Putschisten. Dieser umfasste 1.500 Sozialdemokraten und zugleich fast alle Amtsvorsteher im südlichen Stormarn, dessen Kommunen ebenso sozialdemokratisch orientiert waren wie die dortigen Einwohnerwehren. Mit diesem vier Tage am Kreistag vorbei agierenden Ausschuss gelang es, den Kreis nicht zum aktiven Schauplatz des Putsches werden zu lassen. In der Landgemeinde Schiffbek streikten und demonstrierten Arbeiterinnen der Jute-Spinnerei, im Norden des Kreises Landarbeiter gegen die Putschisten.
Zu einem Schwerpunkt der Gegenwehr wurde Bad Oldesloe. Hier verhandelte eine sozialdemokratische Delegation am 14.03. mit Bürgermeister Herbert Müller über Gegenmaßnahmen. SPD und USDP gründeten einen lokalen Aktionsausschuss und beschlossen einen eintägigen Sympathiestreik zugunsten der demokratischen Reichsregierung. Schließlich wurde in Bad Oldesloe nach Verhandlungen zwischen sozialdemokratischen und bürgerlichen Parteien ein anti-putschistischer, paritätisch besetzter Bürgerrat gebildet.
Auf Reichsebene führte der am 13.03. von freien Gewerkschaften und Sozialdemokraten ausgerufene Generalstreik in Verbindung mit einer Passivität weiter Teile der Verwaltung letztlich zur erfolgreichen Verteidigung der Republik. Am 18.03. zog die Brigade Ehrhardt aus Berlin ab, nachdem Wolfgang Kapp am Vortag nach Schweden geflohen war.