Lebenslauf
Hans Koch wuchs in bildungsbürgerlichem Milieu am Rand von Berlin auf. Als Gymnasiast ein Mitglied des Steglitzer Wandervogel e. V., verbrachte er – wie in der Jugendbewegung des frühen 20. Jh. üblich – seine Freizeit in einer als von gesellschaftlichen Zwängen befreit wahrgenommenen ländlichen Natur. Im August 1914 meldete sich Hans Koch zusammen mit Peter Kollwitz, dem Sohn von Käthe Kollwitz, freiwillig zum Militärdienst. Bei Gefechten um Langemarck wurde er zunächst leicht verletzt, bevor er 1915 in Galizien schwere Kriegsverwundungen erlitt. 1916 für kriegsuntauglich erklärt, bezog Hans Koch in der Folge eine Kriegsbeschädigtenrente, die es ihm ermöglichte, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen.
Anschließend lebte er zusammen mit Anhänger:innen der Freideutschen Jugend in einer Wohngemeinschaft in der Familienvilla von Fritz Klatt in Charlottenburg (heute Berlin). Zahlreiche später bekannt gewordene junge Menschen trafen sich dort zum libertär geprägten intellektuellen Austausch, u. a. George Barbizon, Walter Benjamin, Alfred Kurella, Ernst Joël, Alexander Rüstow und Alexander Schwab. In diesem Umfeld entwickelte Hans Koch zunehmend gesellschaftspolitische Utopien und engagierte sich in der Folgezeit in kommunitären Siedlungs- und Wohnprojekten. Im Februar 1919 gründete er zusammen mit Friedrich Bauermeister und Mitgliedern der sozialistischen Arbeiter-Jugendbewegung die Landkommune Blankenburg bei Donauwörth – eine der ersten jugendbewegten Gemeinschaftssiedlungen. 1925/26 wirkte er zusammen mit Hans Löhr in der Landkommune Harxbüttel (heute Braunschweig). Programmatisches Ziel war es, Arbeit und naturnahes Leben auf dem Land zu verbinden, u. a. durch Agrarwirtschaft und Handwerk. Diese sozialrefomerischen Siedlungsexperimente beabsichtigten, Klassengegensätze unter Führung der bildungsbürgerlichen Jugend zu überwinden.
Im Gegensatz zu anderen Vertreter:innen der Landkommunen-Bewegung erkannte Hans Koch früh die Notwendigkeit einer technischen Bodenbearbeitung, um die wirtschaftliche Effizienz zu steigern und kleinen Betrieben das Überleben zu sichern. Angeregt von einem Besuch bei dem Baseler Erfinder Konrad von Meyenburg 1919, der eine Motorbodenfräse erfunden hatte, entwickelte Hans Koch bis 1924 eine Kleinmotorhacke zur Patentreife. Zum späteren Erfolg trug bei, dass er seine Erfindung dank der eigenen praktischen Erfahrungen an die Arbeitsprozesse von Kleinbetrieben anpassen konnte.
Zu seiner finanziellen Absicherung und um seine Erfindung verbessern zu können, wirkte Hans Koch 1926–1930 als Prokurist in der Generalvertretung der Siemens’schen Motorbodenfräsen in Hagen (Nordrhein-Westfalen). Dabei gewann er weitere Einblicke in die praktischen Bedürfnisse von Garten- und Landwirtschaftsbetrieben. 1930 gründete er zunächst seine eigene Firma DiMoHa („Die motorisierte Hand“) und ließ schließlich seine Erfindung in Lizenz bei der Heimbucher GmbH Motorenbau in Berlin fertigen („Heimbucher-Fräse“). Auf einem Versuchsgut im südmecklenburgischen Lindenberg (heute Userin und Neustrelitz) entwickelte er die Technik weiter und stellte 1940 eine neue Motorhacke zur Patentierung vor.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs floh Hans Koch vor den sowjetischen Truppen mit der Familie nach Hamburg-Schnelsen. 1946/47 zog die Familie nach Pinneberg, wo Hans Koch eine Versuchsstation für Kleinmotorisierung in Landwirtschaft und Gartenbau betrieb. Daraus entstand die 1948 gegründete Firma Hako Werke GmbH, die sich 1954 in der Stadt Bad Oldesloe ansiedelte. Hans Koch, dessen Erfindung des Multifunktionsgeräts Hakorette 1956 auf den Markt kam, schied zehn Jahre später aus dem Unternehmen aus.