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Gustav Dührkop

Gustav Dührkop war Propst des Kirchenkreises Stormarn zur Zeit des Nationalsozialismus.

Ausbildung

1908 machte Gustav Dührkop das Abitur in Schleswig. Daraufhin studierte er Theologie und Philosophie in Tübingen 1908/09, Berlin 1909/10 und Kiel 1910–1912. Nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg schloss Dührkop seine Pfarrausbildung 1917 mit dem Vikariat ab.

Beruflicher Werdegang

Am 30.09.1917 wurde Gustav Dührkop in Preetz ordiniert. Am 07.10.1917 nahm er eine Tätigkeit als Kompastor (Nebenprediger) in Nortorf auf. Dührkop wechselte am 03.06.1928 als Pastor nach Altona, wo er in der Pauluskirche für 6.000 Gemeindemitglieder zuständig war. Im Anschluss an die Landessynode im September 1933 wurde er zeitweise als kommissarischer Propst eingesetzt.

Seine nationalsozialistische Gesinnung verhalf Dührkop im November 1933 zum Amt des Propstes im Kirchenkreis Stormarn. Er wirkte von der Christuskirche in Wandsbek aus, wo er zugleich als Pastor predigte. Mit Unterbrechung aufgrund einer Kriegsgefangenschaft blieb Dührkop bis zum 30.09.1945 im Amt.

Nach dem Krieg forderten Stormarner Pastoren erfolgreich Dührkops Entlassung, weshalb dieser am 01.10.1945 sein Amt niederlegen musste.

Lebenslauf

Gustav Dührkop wurde am 18.06.1888 als Pastorensohn auf Pellworm geboren. Da sein Vater kurz nach seiner Geburt die Pfarrstelle wechselte, wuchs Dührkop in Tolk bei Schleswig auf. Während des Ersten Weltkriegs war Dührkop als Reserveleutnant des kaiserlichen Seebataillons u. a. in Flandern eingesetzt. Im November 1916 wurde er an der Somme schwer verwundet.

Werk/Aktivitäten

Als Pastor schwor Gustav Dührkop, der am 01.08.1932 in die NSDAP eingetreten war und zu den Deutschen Christen gehörte, seine Gemeinde auf den Nationalsozialismus ein. Er hielt sogenannte Gottesfeiern mit starken NS-Bezügen ab und taufte die Täuflinge zu „Deutschen“ anstatt zu Christen; Segen und Glaubensbekenntnis entfielen hierbei. Zudem platzierte Dührkop nationalsozialistische Symbole an seiner Amtskleidung und in seiner Kirche.

Als Anfang 1933 das „Wort und Bekenntnis Altonaer Pastoren in der Not und Verwirrung des öffentlichen Lebens“ veröffentlicht wurde, zählte Dührkop zu den wenigen Pastoren, die nicht unterzeichneten. Dieses sogenannte Altonaer Bekenntnis war eine Reaktion auf Zusammenstöße von Vertretern der SA, Altonaer Kommunisten und der Polizei vom 17.07.1932 („Altonaer Blutsonntag“). Es gilt als frühes Dokument einer Distanzierung von Teilen der evangelischen Kirche vom Nationalsozialismus. Dührkop hingegen schrieb Berichte über die Vorgänge an den radikalen NSDAP-Politiker und Pastor Johann Pepperkorn und denunzierte seine Pastorenkollegen in Altona.

In der Propstei Altona beteiligte er sich maßgeblich an der Machtübernahme der Deutschen Christen. Für die Kirchenneuwahlen in Schleswig-Holstein im Juli 1933 erstellte er in seiner Altonaer Paulusgemeinde Wahllisten mit Kandidaten, die für die Deutschen Christen und die NSDAP geeignet waren.

In seiner Position als Stormarner Propst förderte er auf der einen Seite Pastoren, die gegenüber der NS-Ideologie positiv eingestellt waren. Auf der anderen Seite ging er offen gegen Regimekritiker und Befürworter der Bekennenden Kirche vor und denunzierte Pastoren. 1942 bewirkte er auf Grundlage des "Arierparagrafen" von 1933 die Entlassung des Wandsbeker Pastors Bernhard Bothman, weil dessen Ehefrau jüdischer Abstammung war. Als Leiter des Stormarner Kirchenbuchamts sorgte er dafür, dass die Einsicht in Kirchenbücher zum Zweck der Ahnenforschung für den "Ariernachweis“ reibungslos vonstattengehen konnte.

Dührkop gehörte den Deutschen Christen in Thüringen an, die zu den radikalsten Landesgruppen zählten. Zudem trat er dem „Eisenacher Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ im Gründungsjahr 1939 bei. 1940 nahm er an einer vom Eisenacher Institut veranstalteten Präsentation des „entjudeten“ Gesangbuchs „Großer Gott wir loben dich“ teil. Anschließend führte er das neue Gesangbuch eigenmächtig in seiner Propstei ein.

Bedeutung

Gustav Dührkop war ein Vorkämpfer des Nationalsozialismus in der evangelischen Kirche und zählte zu den radikalsten Vertretern des kirchlichen Antisemitismus.

Besonderheiten

Nachdem Propst Gustav Dührkop 1945 offiziell vom Landeskirchenamt aus seinem Amt entlassen wurde, wurde er nie wieder eingestellt und war damit eine von wenigen Ausnahmen unter den Vertretern der Deutschen Christen.

Links

Gustav Dührkop im Pastorenverzeichnis Schleswig-Holstein: https://pastorenverzeichnis.de/person/gustav-heinrich-theodor-duhrkop/ (Zugriff am 03.04.2024)

Familienname

Dührkop

vollständige Vornamen

Gustav Heinrich Theodor

Rufname

Gustav

Geburtsdatum

18.08.1888

Geburtsort

Pellworm

Sterbedatum

06.09.1967

Sterbeort

Hamburg

Geschlecht

männlich

Religion

evangelisch

Berufe

Pastor

Funktionen, Rang

Propst, Leiter des Kirchenbuchamts Stormarn, Kreisfachberater der NSDAP, Propsteileiter Deutsche Christen (Altona), Leiter der Werbezentrale Stormarn der Deutschen Christen, Landesobmann der Thüringer Deutschen Christen, Leiter des Bundes für Deutsches Christentum der Deutschen Christen (Gau Schleswig-Holstein), Leiter der Nationalkirchlichen Bewegung Deutsche Christen (Landesgemeinde Schleswig-Holstein)

Strukturansicht

Literatur

  • Hammer, Friedrich : Verzeichnis der Pastorinnen und Pastoren der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche 1864–1976. Kiel; Neumünster, Verein für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte; Wachholtz 1991, GVK: 1841309974
  • Hertz, Helge-Fabien : Die ev.-luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins im Nationalsozialismus. Zur pastoralen Positionierungsheterogenität. Zwischenergebnis aus einem Promotionsprojekt. Kiel, Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein 2019, In: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte 59 (2019), S. 98–137, GVK: 1703157656
  • Hertz, Helge-Fabien : Die Wandsbeker Kirchengemeinde unter dem Hakenkreuz. „Der Führer ruft“. Zum Verhältnis von Geistlichkeit und NS-Regime. Husum, Matthiesen 2020, In: „Erinnern, was vergessen ist“. Beiträge zur Kirchen-, Frömmigkeits- und Gendergeschichte (Festschrift für Ruth Albrecht). Husum, S. 158–169, GVK: 1868489566
  • Linck, Stephan : Gustav Dührkop. Bremen, Ed. Temmen 2005, In: Buss, Hansjörg „Eine Chronik gemischter Gefühle“. Bilanz der Wanderausstellung „Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933–1945“, S. 99–102, GVK: 479050031
  • Linck, Stephan : „... wird die Judenfrage praktisch gelöst“. Wie der Stormarner Propst seinen Pastor aus dem Amt trieb. Kiel, Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein 1990, In: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte 48 (2007), S. 86–107, GVK: 569222656

Weitere Literatur