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Grander Mühle

Die ehemals für viele Dörfer zuständige Kornmühle liegt auf der südlichen, lauenburgischen Seite der Bille und ist heute ein bekanntes Gasthaus.

Außenarchitektur

Das historische Mühlengebäude ist ein rechteckiger, eingeschossiger Fachwerkbau über einem Granitfundament und besitzt ein mit Tonpfannen gedecktes Krüppelwalmdach. Auf der billeseitigen Giebelwand ist das unterschlächtige, 1985 erneuerte und 3,50 Meter im Durchmesser große Mühlenrad montiert. Eine zweireihige Verbretterung schützt hier das Fachwerk vor dem Spritzwasser.

Von der Bille führt ein separater Mühlengraben zur Mühle. In der Flucht der nördlichen Längswand ist die aus zwei Schützen bestehende hölzerne Stauanlage über der Bille erbaut.

Innenarchitektur

Das Innere der Mühle zeigt noch heute weitgehend die ursprüngliche Raumeinteilung der Mühle: auf der Flussseite hinter dem außen liegenden Mühlrad den Mahlboden mit dem Mahlwerk und davor die Mehldiele, dahinter Lagerräume und den einstigen Stallraum. Die andere Gebäudehälfte enthält die ehemaligen Wohnräume, die Küche und den mittig im Haus erbauten großen, offenen Kamin sowie zur Straßenseite die Gasträume.

Materialien

Das Gebäude ist aus den Materialien Holz - für Fachwerk, Böden, Treppen, Türen und Fenster sowie Dachsparren, und Ton - für Ausmauerung, Kamin und Schornstein sowie Dachpfannen, errichtet.

Außenaufnahme der Mühle, ca. 1952

Geschichte

Ihren Namen trägt die Mühle nach dem stormarnschen Dorf Grande, das gegenüber auf dem Nordufer der Bille liegt. Erst seit 1238 die Bille als Grenze zwischen dem Herzogtum Sachsen und der Grafschaft Holstein festgelegt wurde, gehörte sie dauerhaft zu Sachsen(-Lauenburg).

Die Grander Mühle war später Zwangsmühle für die lauenburgischen Dörfer Fuhlenhagen, Grabau, Growe, Havekost, Kasseburg, Köthel in Lauenburg, Kuddewörde, Möhnsen, Rotenbek, Schönberg und Schwarzenbek.

Zunächst war die Mühle wohl in der Hand des Landesherrn. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1345. Damals kam sie als Schenkung in den Besitz des Klosters Reinbek und fiel 1529 mit der Auflösung des Klosters wieder an das Herzogtum Sachsen-Lauenburg zurück, was 1585 bestätigt wurde. Mit der Dotation des Sachsenwaldes 1871 kam sie an Otto von Bismarck. Dieser verkaufte die Grander Mühle 1890 an Caroline Sophie Schröder, Witwe aus der Pächterfamilie Schröder.

1897/98 wurde zusätzlich zum Mahlbetrieb eine Gleichstrom-Anlage eingebaut, die ab 1928 die Wasserkraft als Antrieb vollständig ablöste. Der Besitzer stellte den Mahlbetrieb wenige Jahre später zu Gunsten der Gastwirtschaft ein. Nach der Regulierung der Bille in den Jahren 1927/28 wurde 1928 das Staurecht aufgegeben und verkauft.

Das Erbauungsdatum der ältesten (Holz-)Brücke, die ursprünglich direkt östlich der Mühle über die Mühle führte, ist nicht bekannt. Sie wurde mehrfach zerstört und zuletzt 1813 erneuert. 1914 ersetzte man sie durch eine Betonbrücke.

Am 23.05.1980 erwarb der Architekt Peter Szymanski aus Schwarzenbek auf einer Zwangsversteigerung das Anwesen. Von 1981 bis 1985 erfolgte unter Beteiligung des Landesamtes für Denkmalpflege eine grundlegende Sanierung der Mühle, bei der in erheblichem Maße öffentliche Zuschüsse zum Einsatz kamen.

Eigentümer ist seit Mitte der 1990er-Jahre die GbR-Gesellschaft Grander Mühle, vertreten durch Matthias Scholz, Hamburg. Die baulichen Schäden von zwei Bränden in den Jahren 2010 und 2012 wurden wieder behoben.

Nutzung

Das Gebäude wird als Restaurant genutzt.

Erhaltungszustand

Das Mühlengebäude ist in gutem Zustand. Die Grander Mühle gehört zu den wenigen Anlagen, in der der klassische Antriebsmechanismus nach Vitruv (Wasserrad, Kammrad, Mahlganggetriebe) erhalten ist - wenn auch in aktuell schlechtem Zustand (Stand 2019).

Besonderheiten

Die Grander Mühle mit der benachbarten, 1956 erbauten Billebrücke liegt an einer einst überregional bedeutenden Kreuzung der Landstraßen von Hamburg über Witzhave, Trittau und Mölln nach Mecklenburg sowie von Lauenburg über Schwarzenbek und Grande nach Oldesloe und Segeberg.

Persönlichkeiten

Otto von Bismarck GND: 11851136X
Caroline Sophie Schröder
Peter Szymanski
Matthias Scholz

Datierung Schutzstellung

25.05.1979

Begründung Schutzstellung

Das Gebäude der Grander Mühle ist ein sehr alter Fachwerkbau, der als technisches Kulturdenkmal eingestuft ist und als eine der ältesten Kornmühlen im Lande eine kaum je unterbrochene Nutzung aufweist.

Links

Website des Restaurants: www.il-caminetto.net (Zugriff am 21.06.2019)

14 400
Grander Mühle business 53.5785720000 10.3902440000

Ort

Lauenburger Straße 1, 22958 Kuddewörde

GPS-Standort

53° 34' 42'' N, 10° 23' 24'' O

Planer/Architekt

Sanierung 1981-1985: Peter Symanski

Errichtungsdatum

17. oder 18. Jahrhundert für das heutige Gebäude

Strukturansicht

Literatur

  • Schlüter, Rudolf : Die Grander Mühle. Aumühle b. Hamburg, Pro-info-Verl. Doll-Hegedo 1986, GVK: 162290225
  • Heuer, Hans : Das Kloster Reinbek Beitrag zur Geschichte der Landschaft Stormarn. Neumünster, Wachholtz 1985, GVK: 026445778
  • Laur, Wolfgang : Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. Neumünster, Wachholtz 1992, GVK: 123170613
  • Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Neumünster, Wachholtz 1969, GVK: 021009430

Weitere Literatur