Veröffentlicht

Fresenburger Wallberg

Der Fresenburger Wallberg zählt zu den besterhaltenen frühslawischen Burgen im östlichen Holstein.

Lage

Der Fresenburger Wallberg befindet sich etwa einen Kilometer nordwestlich des Zentrums der Stadt Bad Oldesloe auf einer Moränenkuppe. Er liegt geschützt in einer sumpfigen Wiesenniederung, die im Westen und Süden von der Trave und im Osten von der Wökenitz begrenzt wird.

Der Wallberg ist im Nordosten durch eine Senke von einer weiteren Moränenkuppe abgetrennt, die möglicherweise eine offene Vorburgsiedlung beherbergte.

Grabungsgeschichte

1920 legte der Historiker Friedrich Knorr am inneren Wallrand ein beigabenloses Kinderskelett mit Spuren eines hölzernen Sarges frei.

1924/25 entdeckte der Oldesloer Heimatforscher Wolfgang Sonder drei weitere Sargbestattungen. Von ihm stammen auch zahlreiche Lesefunde, die heute teils im Heimatmuseum Bad Oldesloe ausgestellt sind.

1950 legte der Archäologe Herbert Jankuhn im nördlichen Teil der Burg zwei Suchgräben an, die etliche Funde lieferten.

Umfassendere systematische Ausgrabungen am Wallberg sind bis heute nicht erfolgt.

Befunde/Funde

Die leicht ovale Anlage hat einen Gesamtdurchmesser von ca. 90 x 110 m. Der höchste Punkt des Ringwalls liegt rund 13 m über dem Niveau der Trave. Die Böschungshöhe beträgt nach außen in jeder Richtung rund vier Meter, nach innen maximal einen Meter.

Der Wallberg lieferte bislang reichhaltige Funde aus slawischer Zeit, darunter Tierknochen, verkohlte Rundhölzer, Wandbewurfstücke, Spinnwirtel, zwei Ringe aus Bronze und Silber, ein Knochenkamm, ein Knochenstäbchen, Schleifsteine und ein Messerfragment. Zudem konnten zahlreiche Keramikscherben geborgen werden, die sich etwa zu gleichen Teilen der älteren, noch unverzierten Sukow-Dziedzice-Gruppe und der jüngeren, mit Kammstrichen und Wellenbändern verzierten Feldberger Keramik zuordnen lassen.

Gelegentliche Funde von Abschlägen, Werkzeugen und Klingen aus Flint deuten auf eine frühere, steinzeitliche Besiedlung der Moränenkuppe hin.

Das Tor der Anlage wurde bisher nicht identifiziert.

Folgewirkung und Bedeutung

Die Scherbenfunde im Inneren des Ringwalls lassen vermuten, dass die Burg in der zweiten Hälfte des 8. Jhs. gegründet wurde und bis etwa 900 n. Chr. bewohnt war. Schriftquellen zufolge siedelten zu dieser Zeit nördlich der Trave die Wagrier, ein Teilstamm der slawischen Abodriten. Rund 700 m nördlich des Wallbergs, auf Höhe des heutigen Guts Fresenburg, verlief vermutlich der frühmittelalterliche Fernweg zwischen dem frühen Hamburg und der slawischen Siedlung Alt-Lübeck.

Die Gründe für die Aufgabe des Fresenburger Wallbergs sind unbekannt, ebenso seine Beziehungen zur knapp zwei Kilometer traveaufwärts gelegenen Nütschauer Schanze.

Die Funktion des Ringwalls ist umstritten. Da er zwischen den damals slawisch und sächsisch beherrschten Gebieten auf der angenommenen Linie des „Limes Saxoniae“ liegt, wird er immer wieder als Verteidigungsbauwerk interpretiert. Es gilt jedoch keinesfalls als gesichert, dass der Limes Saxoniae tatsächlich eine befestigte Grenze war. Alternativ wird vermutet, dass der Wallberg als Herrschersitz über eine kleinräumige slawische Siedlungskammer fungierte.

Besonderheiten

Der Fresenburger Wallberg wurde am 20.03.1968 unter Schutz gestellt und am 20.07.2015 in die archäologische Denkmalliste Schleswig-Holsteins aufgenommen.

Im Sommer 2021 errichtete der Verein „Wir für Bad Oldesloe e. V.“ eine Infotafel am Wanderweg auf dem gegenüberliegenden Traveufer.

Persönlichkeiten

Friedrich Knorr GND: 132855984
Wolfgang Sonder GND: 1131291352
Herbert Jankuhn GND: 119484331

14 400
Fresenburger Wallberg account_balance 53.8160536854 10.3600513716

Orte

Bad Oldesloe

GPS-Standort

53° 48' 57'' N, 10° 21' 36'' O

Fläche

7800 m2

Periode(n) der Ur- und Frühgeschichte

Frühe Slawenzeit

Strukturansicht

Literatur

  • Hingst, Hans : Vorgeschichte des Kreises Stormarn. Neumünster, Wachholtz 1959, GVK: 1785874888
  • Struve, Karl W. 1917-1988 : Die Burgen in Schleswig-Holstein. Neumünster, Wachholtz 1981, GVK: 784365431
  • Beranek, Reinhold : Frühgeschichtliche Fernwege im Kreis Stormarn und im Raum Lübeck. 2007, In: Jahrbuch für den Kreis Stormarn, GVK: 529889560

Weitere Literatur