Beruflicher Werdegang
Franz Wilhelm Kieling war bereits vor Abschluss seiner Promotion am Landgericht Jena und bei der Staatsanwaltschaft Altenberg sowie kurzzeitig in einer Weimarer Anwaltskanzlei tätig. 1928 setzte er seine Laufbahn als Stadtsyndikus von Gera fort. Im selben Jahr heiratete er Marianne Sanders.
Im Mai 1931 wurde Kieling zum Bürgermeister von Bad Oldesloe gewählt. Gegen seine Wahl legten Vertreter u. a. des Stahlhelm, der DNVP und der NSDAP Widerspruch ein, sodass eine erneute Wahl am 20.09.1931 notwendig wurde. Eine weitere Wahlanfechtung lehnte der schleswig-holsteinische Regierungspräsident im November ab, und Kieling konnte sein Amt im Januar 1932 antreten.
Kieling, der in der Weimarer Republik der Deutschen Staatspartei nahegestanden hatte, trat kurz vor der Aufnahmesperre am 01.05.1933 in die NSDAP ein. Neben anderen Mitgliedschaften war er 1933–1945 Kreisgruppenführer und Stabsluftschutzführer im Reichsluftschutzbund (RLB). Im gleichen Zeitraum wirkte er als stellvertretender NS-Kreiswirtschaftsberater sowie 1935–1938 als förderndes Mitglied der SS. Kieling hielt zahlreiche Ansprachen, in denen er die nationalsozialistische Ideologie vertrat. Seine Frau Marianne war von April 1935 bis Dezember 1941 Leiterin der NS-Frauenschaft, Ortsgruppe Bad Oldesloe. Von September 1941 bis Juli 1942 war Kieling als Leiter der Militärverwaltungsabteilung einer Feldkommandantur im Südabschnitt der Ostfront abkommandiert. Im Dezember 1943 wurde er in Bad Oldesloe zum Bürgermeister auf Lebenszeit ernannt.
Während seiner Amtszeit setzte Kieling sich gemeinsam mit dem NSDAP-Kreisleiter Erich Friedrich für den Ausbau Bad Oldesloes zum politischen Zentrum des Kreises Stormarn ein. Während u. a. die NSDAP-Kreisleitung Stormarn und die Gauschule der Deutschen Arbeitsfront (DAF) in Bad Oldesloe angesiedelt wurden, scheiterte die Ernennung Bad Oldesloes zur Kreisstadt am Widerstand der Stormarner Landräte Constantin Bock von Wülfingen und Erich Keßler. Erst nach der teilweisen Zerstörung des Stormarnhauses in Wandsbek durch die Bombenangriffe vom Juli/August 1943 kamen zunächst Teile der Verwaltung nach Bad Oldesloe, bis die Stadt am 01.04.1944 zum Sitz des Landratsamts bestimmt wurde. In Kielings Amtszeit fielen die Bewältigung der Kriegsfolgen für die Zivilbevölkerung, die Aufnahme von ausgebombten Hamburgern und Flüchtlingen sowie der Bombenangriff auf Bad Oldesloe am 24.04.1945.
Am 04.06.1945 verhaftete die britische Militärregierung Kieling und internierte ihn in dem Zivilinternierungslager Gadeland (heute Neumünster). Nach einem mehrstufigen Entnazifizierungsverfahren gelang es Kieling, durch ein endgültiges Urteil des Berufungsgerichts Lübeck in die Kategorie V („entlastet“) eingestuft zu werden. Zuvor war er am 17.12.1947, nachdem er zunächst beurlaubt worden war, aus dem städtischen Dienst entlassen worden. Von Dezember 1948 bis Mai 1950 war Kieling Kreisdirektor des Kreises Stormarn. 1950 unterlag er per Losentscheid bei der Wahl zum hauptamtlichen Landrat des Kreises Stormarn dem sozialdemokratischen Gegenkandidaten Wilhelm Siegel. Nach seinem Ausscheiden aus dem Verwaltungsdienst eröffnete Kieling eine Rechtsanwaltskanzlei in Bad Oldesloe.