Ausbildung
Der katholische Juristensohn Finazzi besuchte bis 1715 die Grundschule und bis 1721 das Gymnasium in Bergamo. Als Soprankastrat absolvierte er zwischen 1723 und 1728 Musikschulen in Rom, Neapel und Venedig.
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Filippo Finazzi war ein italienischer Opernsänger, Komponist und Kapellmeister, der ab 1755 in Bargfeld-Rögen lebte und in Hamburg wirkte.
Der katholische Juristensohn Finazzi besuchte bis 1715 die Grundschule und bis 1721 das Gymnasium in Bergamo. Als Soprankastrat absolvierte er zwischen 1723 und 1728 Musikschulen in Rom, Neapel und Venedig.
Finazzi hatte seinen ersten nachweisbaren Bühnenauftritt als Opernsänger 1723 im Theater von Crema. Es folgten Auftritte unter anderem in Rom (Teatro delle Dame), Venedig (Teatro San Angelo) und Neapel (Teatro San Bartolomeo). 1728-1730 schloss er sich der Theatertruppe von Santo Burigotti in Breslau an. 1733-1739 - mit Unterbrechungen als Sänger an diversen italienischen Opernhäusern - wirkte er als Kapellmeister am Hof des Herzogs von Modena, Rinaldo I. d’Este. 1733 bat er dort um seine Entlassung und kämpfte anschließend als Offizier im polnischen Thronfolgekrieg (1733-1738) auf der Seite des Königs von Sardinien-Piemont, Karl Emanuel I. von Savoyen, gegen Österreich. Im österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748) diente er als Rittmeister im spanischen Heer und geriet am 08.02.1743 in der Schlacht bei Camposanto (Italien) in österreichische Kriegsgefangenschaft und infolge dessen in den deutschsprachigen Raum.
1743 schloss er sich der reisenden Operntruppe des Impresarios Pietro Mingotti an. Mit Mingotti reiste er in den folgenden Jahren als Sänger nach Prag (1744, Theater in den Kotzen), Leipzig (1744, Reit-Haus) und Hamburg (1743, 1744 und 1745, Oper am Gänsemarkt). 1744 schrieb er für Mingottis Truppe die Oper "Adelaide".
Finazzi blieb - von der Opernbühne nun Abschied nehmend - ab 1746 in Hamburg. Er betrieb mehrere Jahre Musikstudien, ließ sich in französischer und italienischer Sprache unterrichten und gab Gesangsunterricht. In Hamburg verkehrte Finazzi in adligen, gelehrten und künstlerischen Kreisen. Dabei kam er unter anderem mit dem Komponisten und städtischen Musikdirektor Georg Philipp Telemann und dem Dichter Friedrich von Hagedorn zusammen. In Hamburg machte Finazzi auch Bekanntschaft mit dem Jersbeker Gutsherrn und Mäzen Bendix von Ahlefeldt, der ihm 1755 in Bargfeld-Rögen sowohl ein Haus als auch Land zur Bewirtschaftung bereitstellte.
Der inzwischen zum Protestantismus konvertierte Finazzi lernte 1757 die 28-jährige Witwe Anna Gerdrut Steinmatz kennen, die er als Haushälterin aufnahm und deren Sohn er versorgte. Eine in Sülfeld angestrebte Heirat wurde ihm als Kastrat zunächst verwehrt, konnte aber mithilfe einer Sondergenehmigung des Hamburger Senats in aller Stille am 21.04.1762 in Billwerder vollzogen werden. Finazzi verstarb nach einem Anfang 1776 erlittenen Schlaganfall.
Vokalkompositionen, Instrumentalkompositionen (darunter sechs Sinfonien), Arien, fünf Opern
Finazzi war ein zeitgenössisch bekannter Opernsänger, Komponist und Musiklehrer. Seine Werke blieben nur zum Teil erhalten.
Rinaldo I. d’Este GND: 118863576
Karl Emmanuel I. von Savoyen GND: 119080184
Pietro Mingotti GND: 213251248
Friedrich von Hagedorn GND: 118700421
Georg Philipp Telemann GND: 11862119X
Bendix von Ahlefeldt GND: 1013970837
Finazzi
Jacobus Philippus
Filippo
Bartolomeo Chigioni aus Grone
07.07.1705
Gorlago (Italien)
22.04.1776
Hamburg
Sülfeld
katholisch, seit etwa 1755 evangelisch
Opernsänger, Komponist und Kapellmeister
Anna Gerdrut Steenmatz, geb. Geerckens (1729–1781)
Antonio Sergio Finazzi; Lucia Finazzi