Lebenslauf
Erich Keßler wuchs in Ostpreußen auf. Als Jugendlicher kam er nach Königsberg in Preußen. Ab Herbst 1917 absolvierte er dort seinen einjährigen Heeresdienst bei dem Grenadierregiment Kronprinz. Zwar verhinderte das Ende des Ersten Weltkriegs seinen Kriegseinsatz, er ging jedoch anschließend für einige Monate zum 3. Ostpreußischen Freiwilligen-Regiment, einem Freikorps. Während seines Studiums trat er der Burschenschaft „Teutonia“ bei und war von 1920 bis 1922 Mitglied der Studentengruppe der Deutschen Volkspartei (DVP). Am 28.09.1928 heiratete er und hatte mit seiner ebenfalls aus Ostpreußen stammenden Frau drei Kinder.
Seine Kenntnisse für das spätere Landratsamt in Stormarn erwarb Keßler als Regierungsassessor im Kreis Pinneberg. Trotz seiner 1932 dort erfolgten Wahl zum Landrat wurde er vom preußischen Staatsministerium jedoch nach Königsberg zurückversetzt. 1933 trat er in die NSDAP ein und war bis 1938 SA-Mitglied. Außerdem gehörte er weiteren NS-Organisationen an. Obgleich er sich an dem parteinahen Königsberger Kreis beteiligte, geriet er in Konflikt mit dem ostpreußischen Gauleiter Erich Koch und den NSDAP-Kreisleitern in Gumbinnen. Diese strengten 1935 vor dem Gauparteigericht ein Verfahren gegen Keßler an.
Als Ausweg wurde Keßler 1937 zum Landrat des Kreises Stormarn berufen. In seiner Stormarner Amtszeit musste er die drastische Verkleinerung des Kreises aufgrund des Groß-Hamburg-Gesetzes (1937/38) bewältigen. Obgleich 1938 in Bad Oldesloe die Kreisberufsschule errichtet wurde, befürwortete er wie sein Vorgänger dennoch weiterhin den Verbleib der Kreisverwaltung in Wandsbek. Erneut geriet er in Konflikt mit der NSDAP und in Konfrontation zum Stormarner Kreisleiter Erich Friedrich. Trotz mehrfacher Rügen des schleswig-holsteinischen Gauleiters Hinrich Lohse blieb er im Amt, bemühte sich jedoch um seine Versetzung.
1939 übernahm Keßler im besetzten Polen eine Stelle in der Zivilverwaltung und wurde 1940 zum Regierungsvizepräsidenten in Kattowitz ernannt. Seine zunehmend kritische Haltung zum Nationalsozialismus führte zur Beteiligung an der Widerstandsgruppe um den befreundeten Fritz-Dietlof von der Schulenburg, wo er Vorschläge über Verfassungs- und Verwaltungsfragen für die Zeit nach dem geplanten Sturz Hitlers erarbeitete. Er entging nach dessen Scheitern der Verhaftung und wechselte in den Ministerialdienst nach Berlin.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Keßler nach seiner Entlastung 1947 die Tätigkeit im Staatsdienst wiederaufnehmen. Als Leiter der Abteilung B I für Verwaltungsrecht und -gerichtsbarkeit sowie ab 1952 auch für Kommunalwesen im Bonner Innenministerium beendete er seine berufliche Laufbahn.