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Else Wex-Cleemann

Die Malerin und Grafikerin Else Wex-Cleemann lebte über 60 Jahre in Bad Oldesloe.

Ausbildung

Else Wex-Cleemann besuchte 1906-1909 die Kunstgewerbeschule in Hamburg und legte 1910 ihr Examen als Zeichenlehrerin ab. Anschließend studierte sie kurze Zeit u. a. bei Lovis Corinth an den Studienateliers für Malerei und Plastik, der sogenannten Lewin-Funcke-Schule Berlin. Nach ihrer Rückkehr nach Hamburg nahm sie Unterricht in grafischen Techniken bei Fritz Behnke. Studienreisen führten sie 1913/14 nach Paris, 1925 nach München sowie Italien, später nach Frankreich, Norwegen, Dänemark und in die Niederlande.

Wohnhaus der Familie Wex in der Kurparkallee in Bad Oldesloe (links), um 1915

Lebenslauf

Else Wex-Cleemann wurde in Venezuela als Tochter eines deutschen Kaufmanns geboren. Ab 1893 lebte die Familie in Hamburg. Wex-Cleemann zog spätestens 1914 zu ihrer seit 1906 in Bad Oldesloe lebenden Familie, wo ihr Vater Mitbegründer der Kontormöbelfabrik Kayser & Wex war. 1933 heiratete sie den Studienrat Wilhelm Cleemann.

Landschaftsgemälde von Else Wex-Cleemann

Werk/Aktivitäten

Else Wex-Cleemann fertigte zunächst Radierungen sowie Feder- und Tuschezeichnungen mit teils historisch-mythologischen bzw. religiösen Themen an und wandte sich dann vermehrt der Ölmalerei zu. Sie schuf v. a. Porträts, Landschaftsszenen, Stillleben und Akte. In ihren frühen Werken dominierten eine naturalistische Detailgenauigkeit, ein sparsamer Farbeinsatz, aber auch die charakteristische Setzung von farblichen Kontrasten. Ab den 1920er-Jahren malte sie im Stil der Neuen Sachlichkeit. Seit den 1950er-Jahren verwendete sie zunehmend expressivere Formen und Farben, lehnte aber stets abstrakte Stilrichtungen ab. Außerdem veröffentlichte sie Erzählungen, Reiseerinnerungen und Gedichte, v. a. in der Lübecker Zeitschrift „Der Wagen“.

1919/20 fand ihre erste Einzelausstellung im Kunstverein Hamburg statt. In Ausstellungen der Lübecker Overbeck-Gesellschaft war sie ab 1919 vielfach vertreten, darunter 1931 in der Gemeinschaftsausstellung „Vier deutsche Malerinnen“ mit Paula Modersohn-Becker, Clara Rilke-Westhoff und Käte Schaller-Härlin sowie 1938 mit der Einzelausstellung „Aus zehn Schaffensjahren“.

1934/35 wurden Gemälde von Wex-Cleemann in der Wanderausstellung „Werke schleswig-holsteinischer Künstler“ gezeigt, die der Fachschaftsleiter im Kampfbund für deutsche Kultur, Ferdinand Weinhandl, kuratiert hatte.

1937 war sie mit einem Porträt des SS-Standartenführers Hermann Behme auf der ersten Großen Deutschen Kunstausstellung in München vertreten. Zum 25. Jubiläum der Oberrealschule Bad Oldesloe fertigte sie als Geschenk der Stadt ein Porträt von Adolf Hitler. Im selben Jahr wurde ihr sich heute im Kulturhistorischen Museum Rostock befindendes Gemälde „Alte Fabrik (Fabrikhof)“ in der Kunsthalle Kiel von den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ beschlagnahmt. 1940 schuf sie das Porträt des Rektors der Kieler Universität Paul Ritterbusch, das sich mittlerweile im Bestand der Kunsthalle Kiel befindet.

Auch in der Nachkriegszeit war Wex-Cleemann mit ihren Werken auf Ausstellungen v. a. in Hamburg, Ahrensburg, Kiel und Lübeck vertreten sowie vielfach an Schleswig-Holsteinischen Landesschauen beteiligt. 1953 sowie 1960 wurden ihre Werke im Stormarnhaus in Bad Oldesloe gezeigt. Anlässlich ihres 80. Geburtstags erhielt sie 1970 eine Einzelausstellung im Lübecker Sozialpfarramt. Nach ihrem Tod fand 1983 im Stormarnhaus Bad Oldesloe eine Retrospektive mit teils unbekannten Werken statt, veranstaltet vom Kreis Stormarn in Zusammenarbeit mit dem Heimatbund Stormarn.

Ausstellungsplakat zur Retrospektive, 1983

Bedeutung

Else Wex-Cleemann wird v. a. für die Farbwirkung ihrer Gemälde geschätzt, die sie etwa durch die Verwendung von dünnen Lasurschichten in altmeisterlicher Maltechnik erzielte.

Ihre Werke befinden sich im Bestand des Heimatmuseums Bad Oldesloe, im Museum Behnhaus Lübeck, der Kunsthalle Kiel, dem Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Gottorf sowie in Privat- bzw. Familienbesitz. Auch die Sparkasse Holstein sowie der Kreis Stormarn besitzen Gemälde von ihr.

Trotz ihres umfangreichen Werks und mehrfacher Fortentwicklung ihres Stils ist ihr Schaffen kaum einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, und ihre Arbeiten werden nur vereinzelt präsentiert. Auch eine kritische Aufarbeitung ihrer Biografie sowie ihrer Rolle im Nationalsozialismus steht noch aus.

Ehrungen und Preise

In Bad Oldesloe wurde der Else-Wex-Ring nach ihr benannt.

Besonderheiten

Eine Auswahl der mehr als 40 Werke Else Wex-Cleemanns umfassenden und 2011/12 großteils restaurierten Sammlung des Heimatmuseums Bad Oldesloe wird in der Stadthausgalerie Bad Oldesloe gezeigt.

Nach Ende der Liegezeit ihres Grabes wurde der Grabstein mit dem Spruch „Untergehend ist’s immer dieselbige Sonne“ zusammen mit weiteren Steinen auf dem Friedhof Bad Oldesloe museal aufgestellt.

Dokumente zu Wex-Cleemann, darunter ein Briefwechsel, haben sich im Nachlass des Kunstkritikers Abram B. Enns im Stadtarchiv Lübeck erhalten.

Persönlichkeiten

Arthur Lewin-Funcke GND: 135629845
Lovis Corinth GND:118522140
Fritz Behnke GND: 124389881X
Abram B. Enns GND: 105459690
Ferdinand Weinhandl GND: 118766279
Paula Modersohn-Becker GND: 118582933
Clara Rilke-Westhoff GND: 118816969
Käte Schaller-Härlin GND: 117102822

Links

Artikel zur Restaurierung der Werke von Else Wex-Cleemann im Heimatmuseum Bad Oldesloe: https://www.shz.de/lokales/stormarner-tageblatt/elsewex-cleemann-neu-entdeckt-id136792.html (Zugriff am 03.11.2022)

Familienname

Wex-Cleemann, geb. Wex

vollständige Vornamen

Sofia Lina Else

Rufname

Else

Geburtsdatum

29.11.1890

Geburtsort

Ciudad Bolívar (Venezuela)

Sterbedatum

24.03.1978

Sterbeort

Bad Oldesloe

Begräbnisort

Bad Oldesloe

Geschlecht

weiblich

Berufe

Malerin, Grafikerin

Ehe-/Lebenspartner

Wilhelm Jean Maximilian Johannes Cleemann (1890–1940)

Eltern

Julius Adolf Otto Wex (1858–1945); Johanna Elise Auguste Wex, geb. Schwartz (1861–1947)

Strukturansicht

Literatur

  • Zeitgenössische Kunst in Schleswig-Holstein Aspekte einer neubegonnenen Sammelarbeit des Landesmuseums ; Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schleswig, Schloss Gottorf, Ausstellung vom 28. Oktober bis 9. Dezember 1973. Schleswig, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum 1973, GVK: 197067425
  • Johannes Spallek : Kunst im Kreis Stormarn. Ein kurzer Rückblick (Teil 2). In: Heimatbund Stormarn (Hg.): Jahrbuch für den Kreis Stormarn. Großhansdorf 2018, S. 24–41. GVK: 1067712135
  • Siegfried Moll : Erinnerung an Else Wex. In: Die Heimat. Zeitschrift für Natur- und Landeskunde von Schleswig-Holstein und Hamburg, 90. Jahrgang, 1983, S. 135–138. GVK: 130090875
  • Siegfried Moll : Else Wex. Bilder einer Ausstellung. In: Heimatbund Stormarn (Hg.): Jahrbuch für den Kreis Stormarn. Großhansdorf 1983, S. 155–160. GVK: 100475941X

Weitere Literatur