Lebenslauf
Constantin Bock von Wülfingen stammte aus einem niedersächsischen Adelsgeschlecht, deren zahlreiche Mitglieder vor allem eine Verwaltungs- oder Militärlaufbahn einschlugen. Sein Vater war Oberst der Königlich Sächsischen Armee, Landschaftsrat der Calenberg-Göttingen-Grubenhagenschen Ritterschaft und Besitzer des Gutes Bockerode bei Springe. Der Sohn wuchs überwiegend in Sachsen, der Heimat der Mutter, auf. Als Einjährig-Freiwilliger leistete er seinen Militärdienst beim II. Hannoverschen Dragoner-Regiment Nr. 16 in Lüneburg ab. Als Freiwilliger während des Ersten Weltkriegs wurde er im Dezember 1916 schwer verwundet. Nach seiner Genesung erfolgte zunächst sein Einsatz in der Militärverwaltung und Ende 1917 die Entlassung aus dem Militärdienst.
Am 07.09.1918 heiratete er in Hamburg Ella Jebsen, die Tochter eines Kaufmanns und Schiffsreeders. Das Paar bekam bald darauf zwei Töchter. Nach 20 Jahren wurde die Ehe am 07.07.1938 geschieden, und Bock von Wülfingen ging kurz darauf am 01.10.1938 eine zweite Ehe mit Carola Neubauer ein. Sie brachte aus ihrer vorherigen Ehe zwei Söhne mit.
Während des Kapp-Lüttwitz-Putsches am 13.03.1920 in Kiel tätig, zeigte der durch das Kaiserreich geprägte Bock von Wülfingen eine deutschnationale und antirepublikanische Haltung. 1931 trat er der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) bei und blieb bis Juni 1933 deren Mitglied. Im Dezember 1933 wurde er Mitglied der SA und 1934 im NS-Rechtswahrerbund (NSRB), wo er die Leitung der Fachgruppe Verwaltung übernahm. 1937 erfolgte sein Eintritt in die NSDAP. Allerdings übte er in diesen Organisationen kein politisches Amt aus. 1938 suchte er karrierebedingt um Aufnahme in die Allgemeine SS nach und wurde 1941 zum Obersturmbannführer der NS-Abteilung Nordsee ernannt.
In Bock von Wülfingens Stormarner Amtszeit fielen im Juli 1933 die Auflösung des Kreistags als kommunales Selbstverwaltungsorgan und die Zuständigkeit des Landrats als unterste Instanz der Landespolizeibehörde während der frühen Verhaftungswellen von NS-Gegnern. Zugleich war sie geprägt von fortwährenden Auseinandersetzungen des Landrats mit der NSDAP-Kreisleitung und deren Leiter Erich Friedrich in Bad Oldesloe. Dennoch übernahm Bock von Wülfingen zunächst bei NS-Parteiveranstaltungen repräsentative Aufgaben, verbat sich aber wiederholt die Einmischung der Kreisleitung in innere Angelegenheiten des Landratsamtes.
Bock von Wülfingen engagierte sich für frühe Notstandsarbeiten wie die Regulierung der Trave im Norden des Kreises, um der hohen Arbeitslosigkeit in Stormarn zu begegnen. Er erkannte die Bedeutung Hamburgs für den wirtschaftsstarken Süden Stormarns und setzte sich daher für den Verbleib der Kreisverwaltung in Wandsbek ein. 1936 gab er eine vielbeachtete „Denkschrift über die Struktur des Kreises Stormarn und die dadurch bedingten Verwaltungsaufgaben“ heraus. Parallel setzte er sich in zwei weiteren Denkschriften mit der finanziellen Notlage des Kreises sowie der Personalpolitik der Kreisverwaltung auseinander.
Hatte Bock von Wülfingen zunächst noch die Unterstützung des schleswig-holsteinischen Oberpräsidenten und Gauleiters Hinrich Lohse, wurde er Ende 1936, auch aufgrund der problematischen Finanzpolitik des Kreises sowie seiner Mitarbeiterführung, in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
In der Hamburger Verwaltung konnte Bock von Wülfingen seine Karriere fortsetzen. Als Regierungsvizepräsident in der Staatsverwaltung des Reichsstatthalters arbeitete er insbesondere an der Umsetzung des Groß-Hamburg-Gesetzes mit. Während des Zweiten Weltkriegs war er Reichsverteidigungsreferent sowie Leiter der Geschäftsführung des Reichsverteidigungskommissars. Nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst Ende Mai 1945 ließ er sich auf seinem geerbten Rittergut Bockerode nieder. 1948/49 wurde er im Entnazifizierungs- und im Spruchgerichtsverfahren teilweise entlastet.