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Burg Lütjensee

Am Westufer des Lütjensees markieren ein runder Hügel mit einem umlaufenden Trockengraben sowie niedrige Wallreste der mittelalterlichen Turmhügelburg.

Außenarchitektur

Die nahezu rechteckigen äußeren Gräben erstrecken sich in Ost-West-Ausdehnung über etwa 100 Meter und in Nord-Süd-Richtung von etwa 75 Meter. Der zentrale Burghügel erhebt sich noch etwa 0,7 Meter über die Umgebung. Auf der Burg wurden zum Jahr 1350 Gebäude genannt, die bis zum Februar des folgenden Jahres abgebrochen werden mussten. Über Anzahl, Funktion und Aussehen dieser Gebäude liegen keine Hinweise vor. Die Bauten legen einen ständig bewohnten Adelssitz nahe.

Materialien

Die Burg wurde mit den für Stormarn üblichen Materialien Erde und Holz errichtet.

Geschichte

Die Burg Lütjensee war eine mit einem landwirtschaftlichen Betrieb verbundene Befestigung des Mittelalters. Möglicherweise wurde ein erster Turm als Zentrum der Burg bereits im ausgehenden 11. Jahrhundert errichtet. Als Bauherren fungierten Angehörige der edelfreien Familie der Stormarner Overboden (Präfekten). Deren Vorfahre Thietmar II. von Sachsen († 1053) aus dem Haus der Billunger, in der Lütjenseer Überlieferung Tymmo genannt, soll den Ort einst im Kampf slawischen Bewohnern abgenommen haben.

Als frühester schriftlicher Beleg für die Existenz der Burg gilt im Jahr 1311 die Erwähnung des der niederadligen Familie von Hamme angehörenden Knappen Johannes von Lütjensee ("Iohannes de Lutthekense"). Sein Sitz wird 1350 urkundlich genannt, als seine Familie das halbe Dorf Lütjensee und die Burg dem Hamburger Domkapitel verkaufte.

Ob 1439 bei einem erneuten Verkauf des dabei genannten Hofes die Burg gemeint war, ist unklar. Doch wird 1490 ausdrücklich der im Besitz des Hamburger Domkapitels genannte "berchvrede tome Lutkensee" erwähnt. Spätere Nennungen dieses auf den Burghügel zu vermutenden Bauwerks sind bislang nicht bekannt.

An die Hofwirtschaft erinnert noch 1771 der Name "Ohlen Hof" für das westlich benachbarte Ackerland. Die 1997/98 durchgeführten archäologischen Untersuchungen ergaben, dass die Vorburg weder als Dreschplatz noch zur Viehhaltung genutzt wurde.

Bedeutung

Die Burg entstand in einer Siedlungszone, die zuvor von Slawen bewohnt war und die unter der Herrschaft nicht näher bekannter slawischer Herren stand. Bei der Burg Lütjensee handelt es sich um eine der frühesten nördlich der Elbe errichteten Turmhügelburgen (Motten).

Die Lütjenseer Motte bildete den befestigten Kern einer Hofwirtschaft, der wiederum die grundherrschaftlich zugeordneten Bauern von Lütjensee und den benachbarten zur Mitte des 13. Jahrhunderts entstandenen Dörfern Grönwohld, Hoisdorf und Oetjendorf zugeordnet waren.

Erhaltungszustand

Von der Burg sind nur noch schwach ausgeprägte Gräben, Wälle und der zentrale Hügel erhalten. Aufgrund neuzeitlicher Grundstücksteilungen befindet sich das Gelände im Besitz mehrerer Eigentümer.

Persönlichkeiten

Graf: Thietmar II. von Sachsen († 1053)

Edelfreie: Johannes von Lütjensee, Knappe († nach 1311)
Hinrich von Hamme, Ritter († nach 1259)

Datierung Schutzstellung

Spätherbst 1991

Begründung Schutzstellung

Geschichtliche und typologische Bedeutung

14 400
Burg Lütjensee business 53.6521360000 10.3707490000

Ort

22952 Lütjensee

GPS-Standort

53° 39' 7'' N, 10° 22' 14'' O

Strukturansicht

Literatur

  • Fischer, Lars : Die älteste Motte in Schleswig-Holstein?. In: Jahresbericht Förderverein Institut für Ur- und Frühgeschichte der CAU Kiel, Kiel 2000, S. 56-62., GVK: 350641838
  • Fischer, Lars/Glos, Rainer/Nakoinz, Oliver : Die älteste Motte in Schleswig-Holstein? Aktuelle Ergebnisse archäologischer und botanischer Untersuchungen zur Entwicklung des Dorfes Lütjensee im Mittelalter. Neumünster, Wachholtz 14, In: Hammaburg, GVK: 767921380

Weitere Literatur