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Die Bundesautobahn 1 verläuft über knapp 60 km auf Stormarner Gebiet von Nordosten nach Südwesten zwischen den Städten Lübeck und Hamburg.
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Die durch Stormarn verlaufende heutige Bundesautobahn 1 (BAB 1, kurz A 1) zählt in ihrem Stormarner Abschnitt zu den frühesten Autobahnstrecken in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie zu einem wichtigen Standortfaktor für den Strukturwandel in Stormarn.
Die Bundesautobahn 1 verläuft über knapp 60 km auf Stormarner Gebiet von Nordosten nach Südwesten zwischen den Städten Lübeck und Hamburg.
Die A 1 führt von Heiligenhafen bis nach Saarbrücken. Sie ist mit 749 Kilometern die drittlängste Bundesautobahn in Deutschland. An der nordöstlichen Stormarner Kreisgrenze ist die A 1 am Autobahnkreuz Lübeck mit der Bundesautobahn 20 verknüpft. Die Stormarner Anschlussstellen sind Reinfeld, Bad Oldesloe (früher Rethwisch), Kreuz Bargteheide (Verbindung mit der Bundesautobahn 21), Ahrensburg, Stapelfeld, Barsbüttel. Kurz vor Hamburg ist die A 1 an der südwestlichen Kreisgrenze am Kreuz Hamburg-Ost mit der Bundesautobahn 24 verbunden.
Die ersten Planungen für ampel- und kreuzungsfreie Schnellstraßen begannen in Deutschland Ende der 1920er-Jahre. Der Begriff Autobahn entstand 1927 und geht auf den Bauingenieur Robert Otze zurück. In der Zeit der NS-Diktatur wurden – nicht zuletzt mit Verweis auf den Vorbildcharakter italienischer Autobahnen – die Pläne unter Fritz Todt, NS-Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen, weiterbetrieben. Grundlage war das auf Weisung Adolf Hitlers erlassene Gesetz über die Errichtung eines „Unternehmens Reichsautobahnen“ vom 27.06.1933. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden jedoch nur rund 3.300 Autobahnkilometer fertiggestellt und damit das selbst gesteckte Ziel weit verfehlt. Der Bau der heutigen A 1 wurde zunächst auf dem Streckenabschnitt zwischen Hamburg und Bremen unter dem Einsatz vieler zum Einsatz zwangsverpflichteter Arbeitsloser im Jahr 1934 begonnen. Der Abschnitt zwischen dem Horner Kreisel in Hamburg und Lübeck-Zentrum, also vor allem auf Stormarner Gebiet, wurde am 13.05.1937 eingeweiht.
Der Beginn des Zweiten Weltkriegs verhinderte jedoch einen dauerhaften Betrieb. Nach Ende des Krieges wurde die Autobahn auf Stormarner Gebiet von der britischen Besatzungsmacht teilweise als Abstellplatz für Militärfahrzeuge und von der Bevölkerung als Radfahr- und Fußweg genutzt. Die Strecke bestand noch aus riesigen Betonplatten. Im Laufe der 1950er-Jahre stieg jedoch der Straßenverkehr rasch an, zum Ende der Dekade zählte man auf dem Stormarner Abschnitt teils über 20.000 Fahrzeuge pro Tag. 1958 entstand bei Hammoor der Anschluss zur damals sogenannten Nord-Süd-Straße (später Bundesstraße 404, heute im nördlichen Teil A 21).
Über Jahrzehnte blieb eine Lücke im Südosten Hamburgs zwischen den Autobahn-Streckenabschnitten Hamburg–Bremen und Hamburg–Lübeck. Der Lückenschluss wurde 1963 vollzogen und war verbunden mit dem Bau der Norderelbbrücke in Hamburg-Moorfleet. 1975 erhielt die Autobahn im Zuge eines neuen nationalen Nummerierungssystems ihre heutige Bezeichnung A 1. Vom Dreieck Bad Schwartau bis zum Kreuz Hamburg-Ost wurde die Autobahn Anfang der 1980er-Jahre auf sechs Fahrstreifen ausgebaut. Mit Barsbüttel entstand im Kreis Stormarn im Jahr 2005 eine zusätzliche Anschlussstelle, die die Autobahn mit der Kreisstraße 80 verknüpft.
Der Teil zwischen Hamburg und Heiligenhafen ist als "Vogelfluglinie" bekannt, weil sie der Flugrichtung von Zugvögeln entspricht. Von Lübeck bis ins Ruhrgebiet ist die Autobahn als sogenannte Hansalinie bekannt.
Seit den späten 1950er-Jahren zählte die A 1 zu jenen infrastrukturellen Faktoren, die den Strukturwandel in Stormarn begünstigten. Die Autobahn bot in der Zeit wachsender Automobilisierung einen verkehrstechnischen Standortvorteil. Bis in die 1970er-Jahre war die A 1 die einzige Autobahn in Schleswig-Holstein.
Die Abschnitte im Kreis Stormarn verzeichnen ein im Vergleich zu anderen norddeutschen Kreisen relativ hohes Verkehrsaufkommen. Bei der Verkehrszählung 2015 lag die Nutzung in den Streckenabschnitten zwischen dem Kreuz Lübeck und der Anschlussstelle Bargteheide bei knapp 70.000 Fahrzeugen im täglichen Durchschnitt. Zwischen den Anschlussstellen Bad Oldesloe und Ahrensburg wurden knapp 80.000 Fahrzeuge täglich gezählt, zwischen Ahrensburg und Barsbüttel über 90.000 Fahrzeuge. Dies übertrifft die tägliche Nutzung der Autobahn etwa im Vergleich zu den Kreisen Ostholstein (Schleswig-Holstein) sowie Landkreis Harburg und Rotenburg/Wümme (Niedersachsen) deutlich.
Die A 1 weist auf Stormarner Gebiet eine Teststrecke für Oberleitungs-Lkws auf. Dieser sogenannte E-Highway reicht vom Autobahnkreuz Lübeck bis zur Anschlussstelle Reinfeld. Auf ihm werden Elektro-Lkws getestet, die mit Hybrid-Antrieb ausgerüstet sind und vor und nach der Teststrecke von Elektro- auf Dieselantrieb umschalten. Der Versuch soll bis zum Jahr 2022 laufen.
Robert Otzen GND: 138048436; Fritz Todt GND: 118813021
Streckenverlauf: http://www.autobahnatlas-online.de/A1.htm