Lage
Der Fundplatz liegt westlich der Stadt Bad Oldesloe im Ortsteil Wolkenwehe auf einer vertorften Erhebung inmitten eines zum Niedermoor verlandeten ehemaligen Sees, etwa 300 m entfernt vom heutigen Ufer der Trave.
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Im Brennermoor bei Bad Oldesloe befindet sich ein bedeutender archäologischer Fundplatz einer jungsteinzeitlichen Feuchtbodensiedlung.
Der Fundplatz liegt westlich der Stadt Bad Oldesloe im Ortsteil Wolkenwehe auf einer vertorften Erhebung inmitten eines zum Niedermoor verlandeten ehemaligen Sees, etwa 300 m entfernt vom heutigen Ufer der Trave.
Nach der Entdeckung im Zuge der Landesaufnahme 1950 fand 1950–1952 eine Flächengrabung auf 1 km² unter Leitung von Hermann Schwabedissen statt. 2006–2009 führte das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mit mehreren Grabungsschnitten unter Doris Mischka und Jan Piet Brozio die Untersuchungen fort.
Funde und Befunde zeugen von einer saisonalen Nutzung des insgesamt vermutlich einen Hektar umfassenden Areals während mindestens dreier Besiedlungsphasen.
Die Siedlungsaktivitäten sind belegt durch Überreste von zahlreichen, unstrukturiert über die Fläche verstreuten Pfostensetzungen, Steinkonzentrationen als Überreste von Herdstellen, gebrannte Lehmreste und eine große Anzahl an Steinartefakten – darunter Flintspitzen, Klingengeräte, Schlagsteine, Schleifsteine sowie dicknackige Beile.
Zum Teil verzierte Keramikfunde werden typochronologisch dem späten Früh- und beginnenden Mittelneolithikum (circa 3500–3100 v. Chr., Trichterbecherkultur), dem Spätmittel- und Frühspätneolithikum (circa 2800–2500 v. Chr., Schnurkeramik) sowie dem Spätneolithikum (circa 2500–2200 v. Chr., Glockenbecherkultur) zugeordnet.
Zu den organischen Relikten zählen Tierknochen (vor allem von Rindern in der mittelneolithischen, überwiegend von Schweinen in der jungneolithischen Schicht) sowie Knochen- und Geweihgeräte. Getreidekörner wurden zwischen 2850–2500 v. Chr. datiert. Diesem Zeitraum werden auch die Spuren eines Grabensystems zugerechnet, dessen Funktion bisher nicht geklärt ist.
Einige Funde aus der oberen Schicht sind – ebenso wie beim Torfabbau im 19. Jahrhundert entdeckte Einzelfunde – der späten Bronzezeit (um 650 v. Chr.) zuzuschreiben.
Der Fundplatz ist in der Landesaufnahme für Stormarn als Bad Oldesloe LA 154 erfasst. Als einer der wenigen jungsteinzeitlichen Fundplätze Nordmitteleuropas und Skandinaviens, die eine Siedlung mit erhaltenem Feuchtbodenmilieu aufweisen, besitzt er ein hohes Forschungspotenzial zu Siedlungsweise und Landschaftsnutzung im 4. und 3. vorchristlichen Jahrtausend.
Die archäologischen Untersuchungen im Brennermoor sind seit 2009 einbezogen in das Projekt „Megalithanlagen und Siedlungsmuster im trichterbecherzeitlichen Ostholstein (3500–2700 v. Chr.): Mittleres Travetal und Westlicher Oldenburger Graben“ als Teil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Schwerpunktprogramms „Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung. Zur Entstehung und Entwicklung neolithischer Großbauten und erster komplexer Gesellschaften im nördlichen Mitteleuropa“.
Hermann Schwabedissen GND: 078768764
Doris Mischka GND: 757214770
Jan Piet Brozio GND: 767022181
Bad Oldesloe
Frühe bis Späte Jungsteinzeit; Späte Bronzezeit