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Bombenangriff auf Bad Oldesloe am 24.04.1945

Am 24.04.1945 bombardierten britische Flugzeuge Bad Oldesloe. Es war der schwerste Luftangriff in Stormarn während des Zweiten Weltkriegs.

Ursachen und Vorgeschichte

Hintergrund für den Bombenangriff war der vom Deutschen Reich begonnene Zweite Weltkrieg. Ab 1942 folgten massive Angriffe britischer Bomber auf deutsche Städte. Absicht der Bombardements war neben der Zermürbung der Zivilbevölkerung die Zerstörung der Infrastruktur und der Rüstungsindustrie. Die Zahl der zivilen Opfer war immens.

In Bad Oldesloe fielen bereits 1940 und 1944 tödliche Bomben. In Bad Oldesloe lag einer der letzten Eisenbahnknotenpunkte in Schleswig-Holstein, über die Flüchtlings- und Soldatentransporte vom Osten in den Westen noch abgewickelt werden konnten.

Die Bevölkerung war seit 1935 durch regelmäßige Luftschutzübungen auf den Krieg vorbereitet worden. Jedoch hatte es Bad Oldesloe versäumt, ausreichend präventive und effektive Schutzmaßnahmen und -räume zu schaffen.

Verlauf und Akteure

Die Stadt war zum Zeitpunkt des Bombenangriffs von Menschen überfüllt. Die Zahl der Vorkriegsbevölkerung von ca. 8.200 war durch Flüchtlinge und Evakuierte auf ca. 15.000 angewachsen. Gerade im Bahnhofsbereich drängten sich an diesem Tag viele Flüchtlings- und Soldatentransporte.

Der Bombenangriff begann um 10.36 Uhr, erfolgte in drei Wellen und dauerte 18 Minuten. Nach einer zeitgenössischen Schätzung fielen 2.500–3.000 Bomben abgeworfen. Die angelegten Erdbunker und Schutzgräben boten keinen ausreichenden Schutz. Die meisten Opfer kamen im Bahnhofstunnel, den sie als Schutzraum aufgesucht hatten, ums Leben. 706 Menschen starben, ca. 800 wurden verletzt, davon 250 schwer. Zu den Toten gehörte auch der damalige Landrat Rolf Carls im Präparandeum. Bis zum 30.04.1945 waren erst 300 Tote geborgen, die Bergungen zogen sich bis in den Oktober 1945 hin.

428 Gebäude wurden beschädigt, davon 132 total, 75 sehr schwer, 108 schwer und 113 leicht. Dies entsprach 33 % des Gesamtbestandes. Bomben trafen auch die städtische Infrastruktur, v. a. die Wasserversorgung. Danach fehlte es an Material, um die Häuser wenigstens notdürftig zu reparieren. Die Zerstörung des Unfallkrankenhauses Nordmark erschwerte die Versorgung der Verletzten, bis schließlich in der ehemaligen NSDAP-Gauschule ein Hilfslazarett den Betrieb neben dem Kreiskrankenhaus Stormarn aufnehmen konnte. Die Peter-Paul-Kirche diente zeitweise als behelfsmäßiges Lazarett. Hier bahrte man auch die Toten auf.

Die Ersthelfer bei der Rettung und Bergung Verschütteter hatten zunächst kaum Werkzeug zur Verfügung. Bürgermeister Franz Wilhelm Kieling, der die Hilfsmaßnahmen organisierte, forderte neben den lokalen Kräften, darunter auch Mitglieder der HJ, professionelle Hilfe an. Es kamen u. a. Angehörige der Luftschutzpolizei Hamburg, der Instandsetzungsbereitschaft aus Hamburg und Lübeck, der Feuerschutzpolizei Berlin und bei Bad Oldesloe liegende Pioniereinheiten. Auch Kriegsgefangene, vornehmlich Russen, wurden eingesetzt, bewacht von einem Landesschützenbataillon. Die Aufgaben der Hilfstruppen lagen in Notreparaturen an beschädigten Häusern, im Abpumpen von Bombentrichtern, dem Reparieren von Wasserleitungen.

Ende 1945 waren erst 398 Tote identifiziert. 307 Zivilpersonen wurden auf dem Friedhof Bad Oldesloe in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt, 196 männliche und weibliche Wehrmachtsangehörige in fünf Gräbern auf dem Alten Friedhof bestattet.

Ehrenmal für die Opfer des Bombenangriffes, 2021

Folgewirkungen und heutige Bedeutung

Der 24.04. ist in Bad Oldesloe ein Tag des Gedenkens und der Mahnung zu einem friedlichen Zusammenleben der Völker geworden. Der erste Gedenktag fand 1946 unter großer Beteiligung der Bevölkerung statt. 1947 wurde ein von Richard Kuöhl gestaltetes Ehrenmal für die Opfer des Bombenkrieges auf dem Friedhof Bad Oldesloe eingeweiht. In den Folgejahren verlor das Erinnern an den Bombenangriff an Bedeutung und reduzierte sich auf eine Kranzlegung am Ehrenmal und eine Halbmastbeflaggung in der Stadt. Eine 1997 gefundene Sprengbombe ist auf dem Bahnhofsvorplatz aufgestellt und erinnert an die Opfer des Bombenangriffs.

2010 initiierte der Verein Bella Donna - Ein Haus von Frauen e. V. eine auf den Erfahrungen von Überlebenden des Bombenangriffs basierende Erinnerungsstunde. Im Garten des Bella-Donna-Hauses wurden 2023 zur Erinnerung an die Opfer im Erdbunker auf dem Gelände der damaligen Autowerkstatt Kickbusch in der Bahnhofstraße ein Apfelbaum gepflanzt und eine Gedenktafel installiert.

Noch immer werden in der Stadt Blindgänger bei Bauarbeiten gefunden und müssen durch Fachkräfte geborgen werden.

Persönlichkeiten

Franz Wilhelm Kieling GND: 1013152573
Rolf Carls GND: 12355702X
Richard Kuöhl GND: 118024965

Beginn

24.04.1945

Ende

24.04.1945

Orte

Bad Oldesloe

Strukturansicht

Literatur

  • Zander, Sylvina : Der Bombenangriff auf Bad Oldesloe vom 24. April 1945. Lübeck, Druckhaus Menne GmbH 2020, GVK: 1761470973
  • Wegener, Max : Bad Oldesloe im Luftkrieg 1939-1945. 2002, In: Jahrbuch für den Kreis Stormarn ..., Großhansdorf: ProFunda-Verl., 1983, 21(2003), Seite 69-98, GVK: 1006295445
  • Schröder, Hans Joachim : Der Luftangriff auf Bad Oldesloe im Spiegel autobiographischer Erzählungen. 1998, In: Von ländlichen Lebenswelten zur Metropolregion, Neumünster: Wachholtz, 1998, (1998), Seite 111-125, GVK: 100279305X
  • Zander, Sylvina : "Mein Herz ist so von Schmerz zerwühlt" der Bombenangriff auf Bad Oldesloe am 24. April 1945. 2015, In: 2015, 34(2016), Seite 157-158, GVK: 841191492

Weitere Literatur