Veröffentlicht

Amt Rethwisch (1671-1867)

Das landesherrliche Amt Rethwisch war eine untere Verwaltungseinheit in vorpreußischer Zeit, die administrative, rechtliche und fiskalische Aufgaben für den Landesherrn wahrnahm.

Lage

Das Amt Rethwisch lag im nordöstlichen Teil des heutigen Kreises Stormarn südlich der Trave. Es grenzte im Norden an die Stadt Oldesloe und das Amt Reinfeld, im Osten und Südosten an die Hansestadt Lübeck mit den Lübschen Gütern Trenthorst und Wulmenau und dem Lübschen Stadtstiftsdorf Westerau, im Süden an das Herzogtum Sachsen-Lauenburg, im Westen an die Adligen Güter Hohenholz, Schulenburg und Blumendorf sowie an das Lübsche Stadtstiftsdorf Pölitz. Inmitten des Amtes befand sich als Enklave das Lübsche Stadtstiftsdorf Frauenholz.

Ortsgliederung

Das Amt Rethwisch umfasste die Dörfer Altenweide, Benstaben, Groß Barnitz, Klein Barnitz, Klein Boden, Klein Schenkenberg, Klein Wesenberg mit Heidberg, Meddewade, Rethwischdorf, Rethwischfeld, Sehmsdorf, Steensrade, dazu die Erbpachtstellen Tralauerholz und Treuholz. Im Westen bei Rethwischdorf lagen zwei königliche Gehölze, ein weiteres im Osten bei Klein Wesenberg.

Geschichte

Das Amt Rethwisch entstand 1671 aus dem ehemals Adligen Gut Rethwisch, das Johann von Schleswig-Holstein-Sonderburg 1616 erworben hatte. Infolge Erbteilung erhielt dessen Enkel Joachim Ernst II. von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön-Rethwisch 1671 das Gut mit dem Meierhof Treuholz, den Vorwerken Rethwisch und Tralauerholz sowie den Dörfern Rethwischdorf, Klein Boden und Sehmsdorf. Aus dem Amt Reinfeld kamen die Dörfer Benstaben, Meddewade, Klein Schenkenberg und Klein Wesenberg hinzu. Zusammen bildeten seither sie das Herzogtum Holstein-Rethwisch.

Nach dem Erlöschen der Rethwischer Linie 1729 fiel das Amt an Friedrich Karl von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön und wurde von Plön aus verwaltet. 1761 ging es nach dem Aussterben auch dieser Linie zurück an den dänischen König als Herzog von Holstein. Seitdem hatte das Amt einen gemeinsamen Amtmann mit den Ämtern Reinfeld und Traventhal.

Das 1699 auf dem Rethwischfeld errichtete Schloss Rethwisch war bis 1770 Sitz der Münze zu Rethwisch. Zugleich diente es als Sitz des Amtsverwalters, ehe dieser in dem um 1780 errichteten Amtshaus sein Domizil fand. Der Hausvogt der Ämter Traventhal und Reinfeld fungierte als Branddirektor für Rethwisch.

Mitte des 18. Jahrhunderts entstand das Dorf Altenweide aus einer Freiweide des Dorfes Rethwischdorf. 1746 wurde das Vorwerk Tralauerholz in eine Erbpachtstelle umgewandelt. 1767 erfolgte die Parzellierung des Vorwerks Treuholz. Die Aufhebung der Leibeigenschaft im Amt 1773 zog die Parzellierung der Hofländereien in Rethwischfeld nach sich. Aus dem separaten Hof des Rethwischer Vorwerks bildete sich das Dorf Steensrade.

1842 vergrößerte sich das Amt durch Abtrennung der Dörfer Groß Barnitz und Klein Barnitz aus dem Fürstentum Lübeck. Damit konnten die beiden räumlich bislang getrennten Ost- und Westteile des Amtes verbunden werden.

Nach der Annektierung der Herzogtümer Schleswig und Holstein durch Preußen 1867 fiel das Amt Rethwisch dem neugebildeten Landkreis Stormarn zu. Es wurde aufgelöst und die Amtskommunen der 1868 errichteten Kirchspielvogtei Reinfeld zugeteilt.

Politik und Verwaltung

Amtmänner:

Christian Lenthe von Adeler 1829–1842
Otto Diederich von Staffeldt 1810–1828
Conrad Christoffer von Holck 1808–1810
Nikolaus von Luckner 1781–1795
Hans Casper von Bothmer 1768–1779
Dietrich von Levetzow 1762–1768

Siedlungs- und Bevölkerungsentwicklung

Jahr: Einwohner:

1867 2.746
1845 2.756
1840 2.478
1825 2.287
1803 1.747

Wirtschaft

Die Dörfer des Amtes waren hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt. Viehzucht und Milchwirtschaft, Ackerbau mit Getreide sowie Fischerei in zahlreichen aufgestauten Teichen spielten eine große Rolle. Von den früher ansässigen Draht-, Kupfer-, Messing-, Öl-, Walk- und Kornmühlen des Amtes arbeiteten Mitte des 19. Jahrhunderts noch die Wasser-Wind-Kornmühlen in Rethwischfeld und Klein Wesenberg sowie eine Windmühle in Klein Barnitz. In Rethwischfeld befand sich eine Brauerei und Hefefabrik.

Daneben siedelten sich verschiedene Landhandwerker und lokaler Handel zur Versorgung der Einwohner an. In Sehmsdorf gab es am Schulstieg nach Meddewade eine Ziegelei.

In Rethwischdorf gründete sich 1854 die Rethwischer Sparcasse als Amtssparkasse.

Infrastruktur

Die Landstraße von Oldesloe nach Ratzeburg führte über Rethwischfeld und Rethwischdorf. Die Amtsdörfer waren durch Wege miteinander verbunden. In Benstaben und Klein Wesenberg querten Fähren die Trave, in Sehmsdorf gab es eine Furt. Sie gewährleisteten den Zugang zur Landstraße nach Reinfeld und Lübeck. Seit 1865 bestand in Oldesloe und Reinfeld Anschluss an die Bahnstrecke Hamburg-Lübeck.

Brandgilden in Rethwischdorf und Barnitz sorgten für den Brandschutz.

1804 wurde in Meddewade eine Totengilde gegründet.

Kultur und Freizeit

1745 war für das Amt Rethwisch eine Schulordnung erlassen worden. In Groß Barnitz, Klein Wesenberg, Meddewade (bis 1858 in Benstaben), Rethwischdorf und Rethwischfeld bestanden teilweise seit dem Ende des 17. Jahrhunderts Schulen.

Die Dörfer waren den Kirchspielen Oldesloe und Klein Wesenberg mit ihren Kirchen zugeordnet.

Sehenswürdigkeiten

In Klein Wesenberg gab es seit Ende des 12. Jh. eine Kirche.

Persönlichkeiten

Johann von Schleswig-Holstein-Sonderburg GND: 121500373
Joachim Ernst II. von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön-Rethwisch GND: 13734175X
Friedrich Karl von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön GND:136026133

Nachfolger

14 400
Amt Rethwisch (1671-1867) location_city 53.7911100000 10.4023300000

Bundesland

Schleswig-Holstein

Kreis / Kreisfreie Städte

Stormarn

Verwaltungssitz

Schloss Traventhal

GPS-Standort

53° 47' 27'' N, 10° 24' 8'' O

Fläche

39,42 km2

Ersterwähnung / Gründung

1671

Auflösungsdatum

1867

Einwohnerzahl

2746

Bevölkerungsdichte

69,66 Einwohner / km2

Strukturansicht

Kreis Stormarn: Vorgänger

Literatur

  • Moßner, Doris : Chronik der Landgemeinde Rethwisch. Neumünster, Wachholtz 2001, GVK: 328189189

Weitere Literatur