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Matthias-Claudius-Kirche

Die Matthias-Claudius-Kirche auf dem Eichberg oberhalb des Herrenteichs gehört zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Reinfeld.

Außenarchitektur

Die Saalkirche ist ein verputzter Backsteinbau von 1636 mit einem eingezogenen Fünfachtel-Chor unter einem gemeinsamen, mit Ziegeln gedeckten Satteldach. Über dem Chor sitzt ein kleiner hölzerner Vierkantturm, der achtseitige Helm ist mit Schiefer gedeckt. Über dem Westeingang befindet sich seit 1837 ein kleiner hölzerner Uhrglockenturm, der mit Kupferplatten verkleidet ist.

Der flachgedeckte Nordanbau wurde 1737 für den Fürstenstuhl errichtet, der neugotische Südanbau 1893 für die Sakristei.

Orgelempore, 1964

Innenarchitektur

Der einschiffige Innenraum wird von einer durchgehenden Balkendecke aus Eiche überdeckt. Im Westen befindet sich eine hufeisenförmige Empore mit dem Orgelprospekt des früheren Rückpositivs von 1636, den der Reinfelder Holzschnitzer Hinrich Hurdelmann geschaffen hat. Seit 2004 enthält dieser eine Orgel der Firma Wegscheider aus Dresden (Sachsen) mit 21 Registern, die hinsichtlich Disposition und Klangfarbe auf das 17. Jahrhundert ausgerichtet sind.

Der ehemalige Fürstenstuhl von 1737 besitzt ein hölzernes Gesims, seitlich vorhangartig angebrachtes Rankenwerk und wird bekrönt von einem von Löwen gehaltenen Herzogswappen. Über dem Taufstein hängt ein hölzerner Taufengel von 1776.

Das Altarfenster wurde 1910 von der Berliner Glasmalerei-Werkstatt Heinersdorf geschaffen. Der Eingangsbereich wurde 2011 von dem Glaskünstler Günther Grohs aus Wernigerode (Sachsen-Anhalt) mit sandgestrahlter Glasfront neu gestaltet.

Geschichte

1635 zerstörten ein Hochwasser und der Bruch des Dammes vom Herrenteich die bisher genutzte Kirche des Zisterzienserklosters Reinfeld. Aus deren Abbruchziegeln wurde auf einem neuen Standort der heutige Bau errichtet und am 02.07.1636 geweiht. Joachim Ernst von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön finanziert ihn.

Der Fürstenstuhl ist eine Stiftung von Dorothea Christina von Plön-Norburg, ebenso das schlichte Alabaster-Kruzifix von 1739 auf dem Altar.

1940 erhielt die Kirche ihren heutigen Namen in Erinnerung an den Dichter Matthias Claudius, der in Reinfeld im früheren Pastorat geboren wurde.

In mehreren Sanierungsabschnitten 2007-2014 mit der Architektin Sigrid Morawe-Krüger ist die Heizung und Beleuchtung erneuert worden, Schäden am Innenputz, an der Balkendecke, dem Schiffs- und Turmdach sowie den Glocken beseitigt und das Altarfenster von 1910 wieder eingesetzt.

Nutzung

Neben den Gottesdiensten finden in der Kirche auch Konzerte und Lesungen statt.

Erhaltungszustand

Nach der Sanierung ist das Kirchengebäude in einem guten Zustand.

Grabplatte des Abts Paulus (+ 7. Januar 1541), 2020

Besonderheiten

Unter der Kanzel liegt eine 1737 angelegte Gruft, in der auch die Eltern von Matthias Claudius beigesetzt sind.

In der Nordkapelle befinden sich vier Grabplatten aus Kalkstein von Äbten des Zisterzienserklosters aus den Jahren 1483, 1498, 1500 und 1526. Weitere drei Abtsgrabplatten und fünf Grabplatten von Rittern aus dem 14. und 15. Jahrhundert sind an den Außenwänden angebracht.

Das Geläut besteht aus Bronzeglocken von 1477, 1561 und Mitte des 17. Jahrhunderts, die älteste Glocke mit einer Minuskelinschrift stammt noch aus der Klosterzeit.

Persönlichkeiten

Matthias Claudius GND: 118521098
Hinrich Hurdelmann
Joachim Ernst von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön GND: 128556315
Dorothea Christina von Plön-Norburg GND: 1036446689
Günter Grohs GND: 122179870
Sigrid Morawe-Krüger

Datierung Schutzstellung

27.03.1968

Begründung Schutzstellung

Die Kirche ist samt Ausstattung, Kirchhof, den historischen Grabmalen bis 1870 sowie dem Lindenkranz um den Friedhof aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen geschützt.

Links

Website zur Geschichte des Kirchengebäudes: www.reinfeld.sh/geschichte/5-die-kirche (Zugriff am 14.03.2020)
Website zur Geschichte der Orgel: www.orgbase.nl/scripts/ogb.exe?database=ob2&%250=2025043&LGE=NL&LIJST=lang (Zugriff am 24.03.2020; Angaben auf niederländisch)
Website mit Informationen zur Kirche und ihrer Ausstattung: www.wikipedia.de/wiki/Matthias-Claudius-Kirche_(Reinfeld) (Zugriff am 28.02.2020)

14 400
Matthias-Claudius-Kirche business 53.8310130000 10.4872360000

Ort

Paul-von-Schoenaich-Straße 9 23858 Reinfeld (Holstein)

GPS-Standort

53° 49' 51'' N, 10° 29' 14'' O

Auftraggeber

Joachim Ernst von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön

Errichtungsdatum

1636

Strukturansicht

Literatur

  • Krüger, Klaus : Corpus der mittelalterlichen Grabdenkmäler in Lübeck, Schleswig, Holstein und Lauenburg (1100 - 1600). Stuttgart, Thorbecke 1999, GVK: 300429207
  • Matthias-Claudius-Kirche zu Reinfeld kleiner Kirchenführer. Reinfeld, 2004, GVK: 1027300413
  • Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Neumünster, Wachholtz 1969, GVK: 043799841
  • Kirche im Travebogen 1684 - 1984. Bad Segeberg, Wäser 1984, GVK: 019872879

Weitere Literatur